«Lucky» und «Flo» schnüffeln nun in Deutschland
Im Kampf gegen Raubkopierer setzt die Lobby der Filmindustrie jetzt auch auf feine Hundenasen: Während andere Vierbeiner auf Drogen oder Sprengstoff abgerichtet werden, haben britische Hundetrainer zwei schwarze Labradore darauf trainiert, CDs und DVDs zu erschnüffeln.
Die Hundedamen «Lucky» und «Flo», die die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) am Freitag in Berlin vorstellte, sollen den Zollbehörden so bei der Suche nach versteckten Raubkopien helfen.
Auf Polykarbonate spezialisiert
Im Auftrag der amerikanischen Filmindustrie richteten die Hundetrainer Mick Buchan und Neil Powell die beiden Hündinnen darauf ab, Polykarbonate und andere Chemikalien zu erschnüffeln, die bei der Herstellung von DVDs und CDs eingesetzt werden. Nach acht Monaten intensiven Trainings, das insgesamt 17 000 US-Dollar kostete, bestanden die Hunde ihren ersten grossen Test am Flughafen Stansted in der Nähe von London: Sie erschnüffelten kleine DVD-Pakete in riesigen Containern.
Zwar könnten «Lucky» und «Flo» nicht zwischen Original und Fälschung unterscheiden, betonte der GUV-Vorsitzende Christian Sommer. Mit ihren feinen Nasen könnten sie die Fahnder jedoch zu Verstecken von möglicherweise illegal gebrannten DVDs, CDs und Computerspielen führen. «Wir wollen die Behörden darauf aufmerksam machen, dass sie durch den Einsatz von Hunden noch effektiver gegen Raubkopien vorgehen könnten», sagte Sommer.
Anfang November schickte die GUV die Hunde daher auf tschechischen Märkten nahe der Grenze auf Spurensuche: In den grenznahen Orten Svaty Kriz und Straszny, die von vielen deutschen Touristen besucht werden, spürten die Vierbeiner nach Angaben der GVU insgesamt rund 17 000 CDs und DVDs mit illegalen Film- und Musikkopien auf. Sogar in mit Stahltüren verschlossenen Lagern und Kofferräumen hätten die Tiere tschechische Zollbeamte zu versteckten Datenträgern geführt, berichtete Sommer.
Hunde erschnüffelten Rucksack voller CDs
In Berlin stellte das Duo sein Talent sogar vor laufenden Kameras unter Beweis: Aufgeregt mit den Schwänzen wedelnd, beschnupperten «Lucky» und «Flo» mehrere Taschen und Koffer. Vor einem Rucksack blieben die beiden viereinhalbjährigen Hundedamen dann plötzlich wie angewurzelt stehen: In dem eigens präparierten Gepäckstück steckten haufenweise gebrannte DVDs. Labradore könnten wegen ihres ausgeprägten Spieltriebs und Jagdinstinkts besonders gut zu Spürhunden ausgebildet werden, erklärten die Trainer.
Im Auftrag der Motion Pictures of America (MPAA), dem Verband der US-Filmindustrie, haben die beiden Hündinnen bereits Raubkopierern in Grossbritannien, Kanada, Hongkong, Singapur, Dubai und auf den Philippinen das Handwerk gelegt. In Malaysia sei ein Test mit «Lucky» und «Flo» so erfolgreich verlaufen, dass die Behörden mittlerweile selbst Suchhunde für diese Aufgabe ausbildeten, erklärte Sommer.
Die GVU könnte sich auch in Deutschland den Einsatz von Spürhunden vorstellen. Angesichts der zahlreichen Urheberrechtsverletzungen auf den Grenzmärkten in Polen und Tschechien könnten die Zollbehörden erheblich von den Hunden profitieren, sagte Sommer. Gleichzeitig müssten die Busunternehmen, die Touren zu den Märkten anbieten, verstärkt auf das Piraterieproblem aufmerksam gemacht werden.
Kopfgeld auf «PR-Hunde» ausgesetzt
Die beiden Raubkopie-Spürnasen haben eben einen gefährlichen Einsatz in Malaysia hinter sich. Dort erschnüffelten sie Hunderttausende illegaler Kopien. Film-Raubkopierer in Malaysia sollen daraufhin ein Kopfgeld von rund 12000 Euro auf die beiden Spürhunde ausgesetzt haben (siehe Kontext-Box).
Mittlerweile sind «Lucky» und «Flo» derart präsent in den Medien zahlreicher Länder in Europa und Asien, dass sich die Frage stellt, ob die Filmindustrie mit den Hunden tatsächlich im grossen Stil nach kopierten Filmen fahndet - oder vielmehr mit den fotogenen Tieren die Kampagne gegen illegale Kopien befeuern will... (dapd)