RAF-Terrorist soll ans Theater
Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, hat sein Praktikumsangebot an Ex-Terrorist Christian Klar erneuert.
«Ich gehe davon aus - falls Christian Klar seine Meinung nicht geändert hat - dass er im Rahmen seines Freigangs ab Juli, oder besser nach den Theaterferien, seine Arbeit als Praktikant im Berliner Ensemble beginnen kann», erklärte Peymann am Dienstag, nachdem bekannt geworden war, dass Klar Hafterleichterungen zugestanden werden sollen.
Klars Anwalt erklärte, sein Mandant sei über das Angebot glücklich. Zuvor hatte das Karlsruher Landgericht Klar Hafterleichterungen zugestanden.
Peymann hatte dem 54-Jährigen bereits vor rund zwei Jahren angeboten, als Bühnentechniker ein Praktikum zu machen. Er hatte dies damit begründet, dass der Ex-Terrorist nach 23 Jahren Haft eine Chance zur Rückkehr in die Gesellschaft bekommen müsse. Dafür hätte Klar von Baden-Württemberg allerdings nach Berlin in den offenen Vollzug verlegt werden müssen, was seinerzeit scheiterte.
Er finde die Entscheidung der Richter zur Lockerung der Haftbedingungen korrekt, kommentierte Peymann den Spruch des Karlsruher Landgerichts. «Es gibt noch Richter in Deutschland.» Der Betriebsrat des Berliner Ensembles hat einem Praktikum Klars auch schon zugestimmt. Zuletzt hatte Peymann auch die kapitalismuskritischen Äusserungen Klars in seinem Grusswort an die Berliner Rosa-Luxemburg-Konferenz im Februar verteidigt.
Klars Anwalt Wolfgang Kaleck, sagte auf N24: «Herr Klar ist 54 Jahre alt und hat nicht so besonders gute berufliche Aussichten. Er ist daher sehr froh über so ein Angebot und hofft, dass die grosse öffentliche Diskussion, auch unter Beteiligung von Herrn Peymann, seinem beruflichen Werdegang nicht schadet.» Klar hoffe, dass er irgendwann mal einfach in Ruhe arbeiten und einfach in Ruhe seinen Weg gehen könne.
Peymann schlägt Oettinger Spaziergang mit Klar vor
Peymann kritisierte den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger scharf. Angesichts der Filbinger-Affäre habe man den Eindruck, dass von Oettinger eine weitaus grössere Gefahr für den Rechtsstaat ausgehe als von Klar. «Vielleicht sollte Oettinger in diesen schönen Frühlingstagen einige gemeinsame Spaziergänge mit Christian Klar in Bruchsal unternehmen, damit beide dazulernen.»
Peymann hatte mit seiner Sympathie für Ex-RAF-Terroristen bereits in den 70er Jahren für Aufsehen gesorgt. Damals war er als Direktor am Schauspiel Stuttgart wegen einer Geldsammlungsaktion für einen Zahnersatz für die in Stuttgart-Stammheim inhaftierte Terroristin Gudrun Ensslin von Ministerpräsident Hans Filbinger unter Druck gesetzt worden und musste 1979 schliesslich gehen. (dapd)