Polizei bot Maddies Mutter einen Deal an
Dramatische Wende im Fall der verschwunden Madeleine: Die Mutter, Kate McCann, wird möglicherweise vom Opfer zur Täterin. Das Blut, das in ihrem Mietwagen gefunden wurde, stammt von Maddie. Verwandte und Freunde der McCanns sind fassungslos.
Maddies Mutter wurde laut einem CNN-Bericht ein Deal angeboten. Die Polizei will offenbar erreichen, dass Kate McCann ein Gestängnis ablegt um im Gegenzug eine Straferleichterung zugesprochen zu bekommen.
Bei den Blutspuren, die im Mietwagen von Gerry und Kate McCanns sichergestellt wurden, handelt es sich um das Blut ihrer verschwundenen Tochter Madeleine. Dies ergab die DNA-Analyse eines forensischen Instituts in Birmingham. Die McCanns mieteten das Auto erst gut drei Wochen nach dem Verschwinden von Madeleine am 3. Mai. Dies bestätigte die Familiensprecherin der McCanns, Justine McGuinness.
Nachdem die portugiesische Polizei die neusten Resultate gestern erhalten hatte, wurde Mutter Kate McCann während elf Stunden verhört. Sichtlich gezeichnet verliess sie das Gerichtsgebäude. Auch heute wurde Maddies Mutter unter lautstarken Pfiffen der Umstehenden erneut zum Verhör geführt und während rund vier Stunden befragt.
Ihr Ehemann Gerry wird zur Zeit ebenfalls verhört. Auf der Website findmadeleine.com erklärte der Vater zuvor, die Annahme, seine Frau habe etwas mit dem Tod der gemeinsamen Tochter zu tun, sei absurd. «Wir werden weiterkämpfen, und wir werden nicht aufhören, nach Madeleine zu suchen», schrieb Gerry McCann.
«Kate weiss, dass es nun sogar möglich ist, dass sie festgenommen wird», sagte Justine McGuinness, Sprecherin von Madeleines Eltern, am Freitag Reportern in der portugiesischen Stadt Portimo.
In unbestätigten portugiesischen Berichten hiess es sogar, eine Anklage werde vorbereitet. Dabei handelt es sich aber vermutlich um eine Verwechslung aufgrund des portugiesischen Rechts. Dieses bedingt, dass ein Verdächtiger («arguido» bzw. «arguida» für Frauen) formell beschuldigt wird. Die Polizei muss Verdächtige anklagen, bevor sie befragt werden können.
Ungeheuerliche Vorwürfe
Die Sprecherin der Familie zeigte sich erstaunt über den neuen Verdacht: «Wir können nicht glauben, auf was sich die Polizei jetzt konzentriert - wir finden es ungeheuerlich.» Auch die Familie und Freunde der McCanns sind fassungslos über die neusten Entwicklungen in Fall der verschwundenen Maddie. Kate McCanns Mutter zeigte sich in einem Interview gegenüber CNN überzeugt: «Meine Tochter und mein Schwiegersohn würden das ihrer Tochter niemals antun. Diese Anschuldigungen sind lächerlich.» Sie ist besorgt, dass die Untersuchungen nun in eine falsche Richtung laufen: «Alle vergessen, dass ein Mädchen vermisst wird. Die Frage bleibt: Wo ist dieses Kind?»
«Ich habe mit Kate heute morgen um 04.00 Uhr geredet», teilte Maddies Patenonkel John Corner in einem Interview auf CNN mit. «Sie war gefasst, aber man merkte, dass sie erschöpft und frustriert war», so Corner. Die Polizei richte nun all ihre Aufmerksamkeit auf sie, statt weiter nach ihrer Tochter zu suchen, das könne Kate nicht verstehen: «Wir suchen ein vermisstes Mädchen, die Polizei sucht bereits nach einer Mörderin.»
Noch ungeheuerlicher wäre es allerdings, wenn es sich herausstellen würde, dass Kate oder Gerry McCann tatsächlich etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun haben. Sie haben in einer beispiellosen Medienkampagne die halbe Welt mobilisiert und dabei auch den Papst nicht ausgelassen.
Überdosis an Pillen?
In Londoner Zeitungen wurde am Freitag erneut über mögliche Verdachtsmomente der Polizei gegen die Eltern von Madeleine spekuliert. So will die Boulevardzeitung «Sun» erfahren haben, dass Ermittler auch der Vermutung nachgehen, die beiden Ärzte hätten ihrer Tochter versehentlich eine Überdosis Beruhigungsmittel verabreicht und sie dadurch unabsichtlich getötet.
Nach dem Verschwinden Madeleines aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve-Küste hatten ihre Eltern eine beispiellose Suchaktion gestartet. Sie reisten durch mehrere europäische Grossstädte, um über die Medien immer wieder zur Suche nach ihrer Tochter aufzurufen.
Bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom berichteten sie am 30. Mai Papst Benedikt XVI. von ihrem Schicksal. Britische Prominente wie Fussballer David Beckham und die Harry-Potter- Autorin Joanne K. Rowling schalteten sich ebenfalls ein und spendeten viel Geld für die öffentliche Suche. Für Hinweise zu Madeleines Schicksal wurde eine Belohnung von 3,7 Millionen Euro ausgesetzt.