Massenbesäufnis: Spaniens Jugend machts vor

Aktualisiert

«Botellón»Massenbesäufnis: Spaniens Jugend machts vor

Mitte Juli trafen sich über 1000 Jugendliche zu einem Massenbesäufnis in Genf. Sie hinterliessen einen Ort der Verwüstung. Der Trend kommt aus Spanien, nennt sich «Botellón» – und unterliegt mittlerweile strengen Regeln.

Die «Kunst» des Massenbesäufnisses stammt aus Spanien, heisst «Botellón» und könnte simpler nicht sein: Jugendliche treffen sich an einem öffentlichen Ort, jeder nimmt Drinks für den Abend mit, dann geht das grosse Trinken los.

In Spanien ist das kollektive Rauschtrinken ein grosser Trend – und bereits ist die «Botellón»-Welle auf die Schweiz übergeschwappt: Über 1000 Personen nahmen am 18. Juli den Genfer Parc des Bastions in Beschlag, nachdem über Facebook ein entsprechender Aufruf lanciert worden war. Zwischenfälle wurden nicht registriert. Was die Jugendlichen aber hinterliessen, schlug den Stadtbehörden gewaltig auf den Magen: Abfälle, Erbrochenes und Urin. Kurz: Ein Bild der Verwüstung.

Nicht noch einmal, sagten sich daraufhin die Genfer Behörden, und versperrten vergangenen Freitag den Parc des Bastions, nachdem die Organisatoren erneut zu einem Massenbesäufnis aufgerufen hatten. Doch bereits ist das nächste feuchtfröhliche «Treffen» geplant: am 22. August, wieder im Parc des Bastions.

Das Anti-«Botellón»-Gesetz ist wirksam

In Spanien ist das Massensaufen bereits ein etabliertes Ritual einer ganzen Generation: Seit Jahren trifft sich die Jugend am Strand oder auf der Plaza und trinkt bis zum Umkippen.

Im Oktober 2006 wurde es dem andalusischen Parlament jedoch zu bunt. Sie erliess kurzerhand das «Anti-Botellón-Gesetz». Dieses sieht vor, dass nur noch an dafür bestimmten Orten getrunken werden darf. Und so entstanden kurz darauf die ersten «botellódromos» – also veritable Sauf-Stadien.

Schäden von bis zu 200 000 Franken

Das neue Gesetzt gibt der spanischen Polizei zudem das Recht, unbewilligte Plätze zu sperren und die Alkoholika zu beschlagnahmen. Den Geschäften ist es ausserdem verboten, nach 22 Uhr alkoholische Getränke zu verkaufen.

Das System hat sich offenbar bewährt: Nun interessiert sich auch die portugiesische Gemeinde Taviria für das «Anti-Botellón-Gesetz», schreibt der Onlinedienst 20minutos.es. Das kleine Dorf, 20 Kilometer entfernt von Andalusien, hat wegen den Massenbesäufnisse am Strand, bei dem bis zu 2000 Menschen zusammenkommen, jährlich Schäden von bis zu 200 000 Euro zu tragen.

«Nach den ‹botellones›, wenn die Leute richtig betrunken sind, finden alle Arten von Vandalen-Akten statt», erklärt Bürgermeister Macario Correia. Dazu gehören auch die Lagerfeuer, die in kühlen Nächten jeweils entzündet werden. Dabei werde alles verbrannt, was in der Nähe des Strandes herumliegt. Damit soll jetzt Schluss sein.

Genf nimmt Veranstalter in die Pflicht

Vorläufig kein Ende des Massensaufens zeichnet sich in der Schweiz ab. In den meisten Städten sind den Behörden die Hände gebunden; kollektive Besäufnisse sind völlig legal. In Genf will man die Veranstalter nun zumindest in die Verantwortung nehmen. Ein Abfall- und Sicherheitskonzept soll die Veranstaltung in einigermassen geregelten Bahnen halten.

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