Männer lassen Frauen im Haus den Vortritt
In der Schweiz leisten die Männer im Durchschnitt pro Woche während 7,2 Stunden Hausarbeit, die Frauen aber 20,4 Stunden. Am meisten beteiligen sich die Männer in der Küche. Nach wie vor fest in Frauenhand sind Putzen, Waschen und Bügeln.
Das geht aus einer Umfrage des Gottlieb Duttweiler Instituts im Auftrag des Haushaltgeräteherstellers Miele hervor. Befragt wurden 662 Personen zwischen 15 und 74 Jahren. Die telefonische Erhebung wurde vom 7. bis 9. Februar 2006 durchgeführt.
Demnach ist Kochen heute im Durchschnitt zu 69 % Frauen- und zu 23 % Männersache. Beim Aufräumen in der Küche liegt die Beteiligung der Männer deutlich höher: bei 28 %. Waschen und Bügeln sind jedoch mit 82 bzw. 83 % Frauensache; die Männeranteile bleiben mit 6 bzw. 4 % symbolisch.
Männer haben höhere Staubtoleranz
Klar abweichend ist das Verhalten von Mann und Frau bei den Putzarbeiten. Die Staubtoleranz der Männer ist eindeutig höher. Im Schnitt nehmen sie einmal pro Woche den Staubsauger in die Hand, die meisten Frauen dagegen mindestens jeden zweiten Tag.
Jeder sechste Mann sagte in der Umfrage, es sei «länger her», seit er das letzte Mal einen Staubsauger benutzt habe. 4 % aller Männer haben überhaupt noch nie Staub gesaugt.
Unterschiedlich werden auch die Leistungen des Mannes in der Küche eingeschätzt. Nach Auskunft der Männer übernehmen sie viel öfter Küchenarbeit (Kochen 35 %, Aufräumen 41 %) als dies nach Einschätzung der Frauen der Fall ist.
Nur aufgewärmt und abgeräumt
Gemäss Forschungsleiterin Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler Institut könnte der Unterschied darin liegen, dass Frauen andere Qualitätsmassstäbe anlegen: «Wenn er sagt, er habe gekocht oder geputzt, bedeutet das in der Wahrnehmung der Frau oft nur aufgewärmt oder abgeräumt.»
Trotz ungleicher Arbeitsbelastung, Qualitätsansprüche und Toleranzwerte kommt es bei zwei Dritteln der Befragten nie zu Meinungsverschiedenheiten über die Hausarbeit. Ein Viertel sagt, es komme bei ihnen «selten» zu Auseinandersetzungen. In diesem Punkt stimmen die Aussagen der befragten Frauen und Männer weitgehend überein.
Statt nörgeln Toleranzschwelle erhöhen
Karin Frick sieht eine Erklärung darin, dass die Bedeutung der Hausarbeit im Leben von Männern wie von Frauen insgesamt stark abgenommen habe. Männer und Frauen interessierten sich heute mehr für sich selbst, für ihre Karriere, ihren Partner, ihre Kinder und ihre Freunde.
Und: Die Frau habe «gelernt, ihre Kräfte gezielt einzusetzen statt zu nörgeln». Sie umgehe Konflikte durch die Auslagerung von Hausarbeit, den Kauf von Fertigmahlzeiten und die Erhöhung der Toleranzschwelle für Unordnung.
Hilft ihr Partner im Haushalt genügend stark mit?
Patricia Aegerter (31), Belp BE
Ich bin mit dem Einsatz meines Mannes zufrieden – er macht viel im Haushalt; etwa Staubsaugen und Böden putzen. Nur vom Waschen und Bügeln will er nichts wissen – ansonsten teilen wir die Arbeiten.
Monique Ramsauer (29), Russikon ZH
Mein Mann hilft beim Kochen, Waschen, Einkaufen und er bringt den Abfall hinaus – damit bin ich zufrieden. Seit wir ein Kind haben, arbeitet er mehr und ich muss ihn ab und zu an seine Pflichten erinnern.
Corinne Müller (26), St. Gallen
Seit Oktober wohne ich mit meinem Freund zusammen. Jeder hat seine Ämtli im Haushalt. Er putzt das Badezimmer, giesst die Pflanzen und kocht. Dafür mache ich den Abwasch – bis jetzt funktionierts bestens.
Sandra Baumgartner (23), Grosswangen LU
Wer mehr Zeit hat, putzt auch mehr: Diese Rechnung geht bei uns beiden auf. Beide putzen gleich viel. Mein Freund kocht gerne, putzt das WC und das Bad und setzt samstags auch den Staubsauger in Betrieb.
Bernadette Wicki (37), Basel
Mein Partner und ich teilen uns die Arbeit auf. Er kocht gerne und gut und kümmert sich meistens ums Staubsaugen. Ich dagegen putze, wasche und bügle. Einkaufen tun wir wenn immer möglich zusammen.
(sda)