«Glassplitter schauten aus seiner Schulter»

Aktualisiert

Eisenbahnunglück bei Split«Glassplitter schauten aus seiner Schulter»

Tragisches Unglück in Kroatien: Mindestens sechs Menschen sind am Freitag nahe der Adriastadt Split ums Leben gekommen. Ein Zug mit 90 Passagieren entgleiste. Mindestens 70 Menschen wurden verletzt, 20 von ihnen schwer.

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Der Intercity mit Neigetechnik entgleiste in einem unzugänglichen Gebiet auf der Strecke Zagreb - Split. Mindestens fünf Männer und eine Frau fanden bei dem Unglück den Tod. Der Lokführer überlebte offenbar schwer verletzt. Unter den zirka 70 Verletzten befinden sich gemäss Medienberichten mindestens sechs Kinder und mehrere Ausländer - darunter ein junger schwedischer Tourist und eine französische Teenagerin.

An Bord haben sich laut Angaben der kroatischen Bahn insgesamt 90 Passgiere befunden. Gemäss dem Onlinedienst 24sata.hr sollen sich mehrheitlich Ausländer unter den Fahrgästen befunden haben.

Grössere Katastrophe nur knapp vermieden

«Ich bin mit zwei Freunden auf dem Weg ans Meer gewesen. Plötzlich begann der Zug zu beben. Als ich Begriff, dass die ersten Wagen aus den Schienen sprangen, flog ich bereits durch die Luft. Meinem Freund steckten Glassplitter in der Schulter, ein anderer blieb unverletzt. Wir hatten unglaubliches Glück!», erzählte der 19-jährige Axel Hanesson.

Nur knapp kam es nicht zu einer noch grösseren Katastrophe: Als er entgleiste, war der Zug mit mindestens 90 Kilometern pro Stunde unterwegs, die entgleisten Wagen kamen unmittelbar vor einer Schlucht zum Stillstand.

Die Verunglückten mussten per Helikopter aus dem schwer zungänglichen Gebiet geflogen werden. Die Spitäler in Split haben den Sommerurlaub all ihres medizinischen Personals beendet: Seit dem Jugoslawien-Krieg habe es keine solchen Zustände mehr gegeben, heisst es aus den Spitälern. Über Radio wurde die Bevölkerung zu Blutspenden aufgerufen.

Dritte Entgleisung in den vergangenen zwei Jahren

Die Unglücksursache ist noch unklar. Medien spekulieren aber, dass wegen der grossen Hitze in den vergangenen Tagen die Gleise verbogen gewesen sein könnten. In Split herrschen derzeit Temperaturen über 34 Grad.

Der Zwischenfall ist nicht der erste auf der Strecke: Seit auf der Strecke die Neigezüge im Einsatz sind, gab es bereits zwei Entgleisungen. Dabei kamen jedoch keine Personen zu Schaden, wie das Staatsfernsehen HRT meldet. Allerdings kam es an der gleichen Stelle schon 1966 zu einem schweren Unglück. Damals starben 33 Menschen.

Der Kauf der Neigezüge wurde von Experten immer wieder als schlechte Investition kritisiert, weil deren Wartung sehr teuer sei. Auch seien sie mit dem kroatischen Schienensystem nicht kompatibel, hiess es. (amc/sda/dapd)

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