ItalienKoma-Patientin Eluana darf sterben
Das Sterbedrama um die 38-jährige Eluana Englaro, die seit 17 Jahren im Wachkoma liegt, geht langsam zu Ende. Die Italienerin darf jetzt sterben. Sie wurde in der vergangenen Nacht aus einem Spital im lombardischen Lecco in eine Privatklinik in Udine transportiert.
Dort soll die Versorgung der Frau in den nächsten Tagen eingestellt werden. «Sie wird nicht leiden», fügte der Arzt Alberto Defanti hinzu. Der Tod wird innert 15 bis 20 Tagen erwartet.
In Lecco kam es zu heftigen Protesten von Stebehilfe-Gegnern. Dutzende von Anhängern katholischer Verbände versuchten vergeblich, die Abfahrt der Ambulanz zu verhindern. «Eluana lebt. Tötet sie nicht!» skandierten die Menschen.
Der Vater von Eluana wurde am Dienstagabend in Udine erwartet. Er hatte jahrelang vergeblich darum gekämpft, die künstliche Ernährung seiner Tochter einstellen zu dürfen. Der Vatikan kritisierte das Vorhaben als «scheusslichen Mord».
Widerstand der Regierung
Eluana war 1992 nach einem Autounfall ins Koma gefallen. Im vergangenen November hatte das oberste Berufungsgericht in letzter Instanz die Einstellung der künstlichen Ernährung der Italienerin erlaubt.
Die Aufnahme in ein öffentliches Spital, das sich bereit erklärt hatte, die Koma-Patientin in den Tod zu führen, war jedoch zunächst am Gesundheitsministerium gescheitert.
Gesundheitsminister Maurizio Sacconi drohte der Klinik finanzielle Konsequenzen an, sollte sie dem Sterbehilfegesuch stattgeben. Am Dienstag deutete er ein erneutes Vorgehen gegen den geplanten Tod der 37-Jährigen an.
Bisher sind in Italien sowohl die aktive als auch die passive Sterbehilfe verboten. Verstärkt ist deshalb wieder die Einführung einer Patientenverfügung im Gespräch.
Papst: «Sterbehilfe ist menschenunwürdig»
Papst Benedikt XVI. hatte immer wieder vor jeder Form von Euthanasie gewarnt. Erst am Sonntag bezeichnete er beim Angelusgebet die Sterbehilfe als menschenunwürdig und eine «falsche Lösung für das Drama des Leidens».
Nur mit dem Zeugnis von Nächstenliebe und Zuwendung könne man menschlich auf Schmerz und Todeskampf reagieren, so der Papst. Durch das Leid Jesu habe das menschliche Leiden einen Sinn bekommen, sagte Benedikt XVI. anlässlich des in Italien begangenen «Tages des Lebens». Es gebe eine besondere «Kraft des Lebens im Leiden». (sda)