Toiletten für Transsexuelle

Aktualisiert

ThailandToiletten für Transsexuelle

Nichts unterscheidet auf den ersten Blick die Kampang-Sekundarschule in Nordostthailand von anderen Schulen. Wenn da nicht die Toiletten wären.

Den Schülerinnen und Schülern, die meisten von ihnen Bauernkinder, stehen drei Toiletten zur Verfügung: eine für Mädchen, eine für Jungen — und eine für Transsexuelle.

Der Rektor der Sekundarschule im armen Nordosten von Thailand, Sitisak Sumontha, schätzt den Anteil der transsexuellen Jungen unter seiner rund 2600 Köpfe umfassenden Schülerschaft auf nicht weniger als 10 bis 20 Prozent, wie er einem Reporter des britischen Nachrichtendiensts BBC erklärte.

Gehänselt – egal, wo sie pinkelten

Die transsexuellen Jungen, die lieber Mädchen wären und in ihrem Äusseren und in ihrem Verhalten stark feminisiert seien, hätten zuerst die Toiletten für Jungen benutzt, sagte Sumontha. Aber dort seien sie permanent gehänselt worden, so dass sie schliesslich angefangen hätten, in die Mädchen-Toiletten zu gehen. «Aber das führte dazu, dass die Mädchen sich auf der Toilette nicht mehr wohl fühlten. Am Schluss waren diese Jungen ganz unglücklich und ihre Schulleistungen litten.»

Einer der transsexuellen Jungen, der 15-jährige Vichai Saengsakul, erklärte dem BBC-Reporter: «Die Leute müssen wissen, dass es kein Spass ist, transsexuell zu sein. Es ist die Art, wie wir unser Leben leben wollen. Darum sind wir dankbar für das, was die Schule getan hat.»

Männeruniform und Maku-up-Verbot

Die transsexuellen Schüler — der jüngste von ihnen ist gerade mal zwölf — neigten dazu, so die BBC, eine eigene Gruppe zu bilden. Sie würden jedoch weder von Lehrern noch von Mitschülern in irgendeiner Weise diskriminiert. Allerdings müssten sie nach wie vor die männlichen Schuluniformen tragen und Make-up sei verboten.

Die Frage des BBC-Reporters, ob die Schüler nicht zu jung seien, um über ihre geschlechtliche Identität zu bestimmen, beantwortete Sumontha mit dem Hinweis, er unterrichte bereits 35 Jahre in thailändischen Schulen und habe viele von diesen Jungen gesehen. Keiner habe sich geändert. Manche liessen sich, einmal erwachsen, zu Frauen umoperieren; andere führten ein Leben als homosexuelle Männer.

Thailändische Toleranz

Thailand gilt als enorm tolerant gegenüber transsexuellen Männern, die sich denn auch sichtbar im Alltagsleben bewegen. Thailändische Mediziner haben viel Erfahrung mit Geschlechtsumwandlungen, so dass zahlreiche Patienten aus aller Welt in das südostasiatische Land kommen, um sich hier operieren zu lassen.

Suttirat Simsiriwong, vom Mann zur Frau gewordene Anführerin einer Kampagne für Transsexuellenrechte, führt die hohe Zahl von transsexuellen Männern in Thailand auf kulturelle Gründe zurück: «Vielleicht ist der Anteil von Homosexuellen oder von Leuten mit Problemen in der sexuellen Identität gleich hoch wie in anderen Ländern. Aber weil die thailändische Gesellschaft und Kultur sehr zart, sehr weich ist und Männer sich sehr feminin geben dürfen, neigen viele von uns — wenn wir schwul sind — dazu, transsexuell zu werden.»

(dhr)

Transsexualität

oder Transsexualismus ist eine Form der Geschlechtsidentitätsstörung. Sie liegt vor, wenn ein Mensch körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, sich jedoch als Angehöriger des anderen Geschlechts empfindet und danach strebt, sich auch körperlich diesem Geschlecht so gut wie möglich anzunähern.

Als nicht-klinischer Begriff wird auch Transgender verwendet.

(Quelle: wikipedia.org)

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