Killerspiele in der Schusslinie
Deutsche Politiker fordern nach dem Amoklauf von Emsdetten ein Verbot von sogenannten «Killerspielen». Gewaltforscher sehen darin keine Lösung.
Nachdem bekannt wurde, dass der 18-jährige Amokläufer Bastian B. ganz versessen auf Ego-Shooter wie Counter-Strike und Doom war, werden jetzt Forderungen konkret, sogenannte «Killerspiele» zu verbieten. So kündigte Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber eine Initiative an und verkündete voller Überzeugung: «Nach dem Vorfall in der Schule in Emsdetten dürfe es hier keine Ausreden und Ausflüchte mehr geben. Killerspiele animieren Jugendliche, andere Menschen zu töten.» Deshalb will Stoiber per Gesetz gewalttätige Games verbieten.
Gemäss einem Gutachter des Deutschen Bundestages werden Stoibers Vorhaben gute Chancen eingeräumt.
Ob das Verbot etwas bringt, ist aber höchst umstritten. Verschiedene Gewaltforscher sind der Überzeugung, dass der Ruf nach dem Gesetzgeber kurzsichtig ist und Gesetze keine Besserung bringen. Im Interview mit 20Minuten rät Wassilis Kassis, Gewaltforscher und Privatdozent für Pädagogik an der Uni Basel, davor ab, Einschränkungen bei Ego-Shootern durchzuführen. Kassis sagt: «50 Prozent aller männlichen Jugendlichen spielen solche Games. Würden sie alle Amok laufen, hätten wir Mord- und Totschlag auf den Strassen.»
Im Zuge der medialen Berichterstattung geraten Ego-Shooter immer mal wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Schon beim Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt im April 2002 entbrannte eine hitzige Debatte rund ums Thema Jugendgewalt und Computerspiele. In der Folge wurden in Deutschland die Altersbeschränkungen für die Zulassung von Games leicht verschärft.
(mbu)