TV-Spot warnt Juden vor Mischehen

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Israelische KampagneTV-Spot warnt Juden vor Mischehen

Eine israelische Werbekampagne warnt Juden im Ausland vor der «Gefahr» von Mischehen mit Nichtjuden. Nach heftigen Protesten wurde die Übung abgebrochen.

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Der TV-Spot von Masa. (Video: YouTube)

Die Kampagne in hebräischer Sprache wurde von Masa lanciert, einem Aktionsprogramm, das sich speziell an junge Juden in der Diaspora richtet. Ins Leben gerufen wurde es von der israelischen Regierung und der Jewish Agency, die Juden im Ausland zur Einwanderung nach Israel motiviert. Die aus Inseraten und TV-Spots bestehende Kampagne zeigt Steckbriefe mit jüdisch klingenden Namen und dem Wort «Lost» (verloren).

Der Fernsehspot ruft die Zuschauer dazu auf, sich bei Masa zu melden, wenn sie junge Juden im Ausland kennen, da diese «in Gefahr» seien, Nichtjuden zu heiraten: «Gemeinsam stärken wir ihre Verbundenheit mit Israel, damit wir sie nicht verlieren.» Im Ausland kam die Warnung vor Mischehen jedoch schlecht an. In den USA, dem Land mit der grössten jüdischen Bevölkerung ausserhalb Israels, haben sich Juden in den letzten 25 Jahren in rund die Hälfte aller Fälle mit nichtjüdischen Partnern vermählt.

Kritiker bezeichneten die Kampagne als Affront gegenüber Kindern aus solchen Mischehen. Mitarbeiter der Jewish Agency erklärten, sie hätten hunderte negativer Reaktionen erhalten. Für zusätzliche Empörung sorgten Szenen, die als Anspielung auf den Holocaust empfunden worden, etwa Bilder von Eisenbahnschienen. Niemand werde die Herzen junger Juden aus Mischehen erobern «mit Werbung, die andeutet, dass die Ehe ihrer Eltern eine Form von Völkermord ist», kritisierte etwa der amerikanische Kolumnist J.J. Goldberg.

Assimilation ein heisses Eisen

Assimilation ist in der jüdischen Welt ein heisses Eisen. Nach der Erfahrung des Holocaust fürchten viele, dass durch übermässige Anpassung und Mischehen das Überleben der jüdischen Gemeinschaft gefährdet ist. Viele Kritiker der Kampagne betonen jedoch, dass längst nicht alle Juden, die andersgläubige Partner heiraten, ihre Religion aufgeben.

Am Mittwoch verkündete Natan Sharansky, der Leiter der Jewish Agency, den Rückzug der Werbung. «Wir dürfen die Diaspora-Juden nicht vor den Kopf stossen und müssen eine gemeinsame Sprache zwischen ihnen und den Bürgern Israels finden», hielt der frühere Sowjet-Dissident und israelische Ex-Minister in einer Mitteilung fest. (pbl/dapd)

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