Mörder verriet sich durch Roman

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Mörder verriet sich durch Roman

Es wäre der perfekte Mord gewesen - doch Eitelkeit brachte den Mörder zu Fall: Ein polnischer Schriftsteller ist als Verantwortlicher für einen Mord verurteilt worden, wie er ihn drei Jahre danach in einem Roman beschrieben hat.

Das Gericht in Breslau (Wroclaw) befand am Mittwoch, dass Krystian Bala den Mord an dem Geschäftsmann Dariusz Janiszewski geplant und seine Ausführung geleitet hat. Die Tat selbst konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Der 34-jährige wurde zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Schriftsteller nahm das Urteil mit reglosem Gesicht auf. Seine Familie und sein Anwalt teilten mit, dass sie Berufung einlegen wollen. «Er war der Initiator des Mordes», sagte Richterin Lidia Hojenska. Wer die Tat ausgeführt habe und noch daran beteiligt gewesen sei, könne aber nicht gesagt werden.

Fischer zogen die Leiche Janiszewskis am 10. Dezember 2000 aus dem trüben Wasser der Oder. Der Körper wies Zeichen von Folter und Auszehrung auf. Die Hände waren hinter dem Rücken gefesselt und mit einer Schlaufe um den Hals verbunden. Die Polizei identifizierte das Opfer schnell, da Janiszewski vier Wochen zuvor als vermisst gemeldet worden war. Bei der Suche nach dem Täter kamen sie aber nicht voran und stellten die Ermittlungen nach sechs Monaten vorerst ein.

Fünf Jahre später erhielt die Polizei einen Hinweis auf den 2003 erschienenen Roman «Amok». Darin beschrieb Bala, wie ein Mann namens Chris eine Frau ersticht, nachdem er ihr die Hände auf den Rücken gefesselt und sie mit einer Schlaufe am Hals befestigt hat. Die Ähnlichkeiten zum Fall Janiszewski erregten den Verdacht der Ermittler, der Fall wurde neu untersucht.

Die Richterin befand, dass Bala von krankhafter Eifersucht zu der Bluttat getrieben worden sei. Der Schriftsteller unterstellte demnach Janiszewski, eine Affäre mit seiner Frau gehabt zu haben. Obwohl die Ehe bereits zerrüttet gewesen sei, habe Bala seine Frau wie sein Eigentum behandelt, sagte Hojenska. Bala erklärte hingegen, dass er Janiszewski nie getroffen und nie mit ihm gesprochen habe.

Die Staatsanwaltschaft wies aber nach, dass Bala von einem öffentlichen Telefon aus mit dem Büro Janiszewskis telefonierte. Der Angeklagte konnte auch nicht erklären, warum vier Tage nach dem Verschwinden Janiszewskis sein Handy im Internet versteigert wurde. Ein psychologisches Gutachten befand, dass Bala sadistische Neigungen habe. Auch habe die Romanfigur Chris ähnliche Züge wie Bala, stellten Experten fest. Im Internet und auf Auslandsreisen benutzte Bala den Namen Chris. Einen wesentlichen Unterschied aber gibt es zwischen Wirklichkeit und Roman: Im Buch kommt der Täter straflos davon. (dapd)

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