Mutter des vergewaltigten Schweizers aus Gerichtssaal geworfen

Aktualisiert

Mutter des vergewaltigten Schweizers aus Gerichtssaal geworfen

Im Vergewaltigungsprozess in Dubai ist die Mutter des 15-jährigen schweizerisch-französischen Doppelbürgers heute aus dem Gerichtssaal gewiesen worden.

Zuvor hatte sie lautstark gegen Äusserungen eines Verteidigers protestiert. Dieser hatte für beide Angeklagten jegliche Entführungs- und Vergewaltigungsvorwürfe verneint.

Der 15-jährige Hotelierssohn wirft drei Männern aus dem arabischen Emirat vor, ihn im vergangenen Juli zusammen mit einem 16-jährigen Freund aus Frankreich in einem Auto entführt und am Rand der Wüste vergewaltigt zu haben. Vor Gericht stehen zwei Einheimische im Alter von 35 und 18 Jahren, während der dritte, noch minderjährige Angeklagte von einem Jugendgericht beurteilt wird.

Verteidiger Rukoz Hobaika stellte am Mittwoch die Taten auf der ganzen Linie in Abrede. Vielmehr habe sich das mutmassliche Opfer provokativ verhalten und zudem ein intimes Verhältnis mit dem minderjährigen Angeklagten gehabt. In dessen Auto seien sowohl der Hotelierssohn wie auch sein französischen Freund freiwillig gestiegen. Auch die Drohung mit einem Stock und einem Messer sei nicht belegt. Solche Gegenstände seien nicht gefunden worden. Ein anderer Verteidiger machte geltend, Roberts Sohn sei immer noch HIV-negativ. Dies sei der Beweis, dass kein Angriff erfolgt sei. Der ältere Angeklagte ist HIV-positiv.

Nach diesem Votum sei sie aufgestanden und habe «Schämen sie sich. Hören sie auf, so zu sprechen» gerufen, erklärte die Mutter auf Anfrage der AP. Als sie der Aufforderung zur Ruhe von Richter Munir Sahmi nicht Folge leistete, liess er sie von zwei Polizistinnen aus dem Saal führen. «Ich verstehe die Arbeit des Verteidigers, aber er hat kein Recht, meinen Sohn zu beleidigen», sagte Robert. Bereits früher hatte Robert kritisiert, ein Arzt habe ihren Sohn nach der Tat als Homosexuellen bezeichnet und einen einvernehmlichen Vorfall impliziert.

Der Sohn hatte deshalb auf Anraten von französischen Diplomaten Anfang Oktober das Land verlassen, und zwar aus Angst, selbst wegen strafbarer homosexueller Handlungen angeklagt zu werden. Er kehrte dann aber zurück, nachdem ihm die Behörden Straffreiheit zu sicherten, und machte am vergangenen 7. November unter Ausschluss der Öffentlichkeit seine Aussage.

Die Mutter warf den Behörden aber auch vor, die HIV-Ansteckung des älteren Angeklagten verschwiegen zu haben, um die Existenz von Aids in Dubai unter dem Deckel zu halten. Die monatlichen Tests ihres Sohnes seien bisher negativ, sagte Robert. Der entscheidende Test folgt im Januar. Das HIV-Virus führt nicht zwingend zur Ansteckung und kann zudem erst nach Monaten im Blut nachgewiesen werden.

Der Prozess wirft im ultrakonservativen Stadtstaat Persischen Golf hohe Wellen. Denn es geht um den Umgang mit Sexualverbrechen in einem Land, dessen Rechtssprechung eine Mischung aus Scharia und Stammesgesetzen ist. Die zur Diskussion stehenden Delikte werden zudem mit lebenslänglicher Haft oder gar mit dem Tod geahndet. (dapd)

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