Rätsel um Einhorn gelöst

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Rätsel um Einhorn gelöst

Auch wenn es viele verträumte Freigeister und Mystiker nicht wahr haben wollen: Es gibt kein Einhorn im Val Cama. Trotzdem ist das Einhorn im Amateur-Video keine Medien-Ente.

Die Idee ist simpel und überaus wirksam: Man nehme ein deutsches Touristenpärchen, ein paar wacklige Amateuraufnahmen aus einer abgeschiedenen Schweizer Berggegend und mische ein unscharfes Bild von einem Fabelwesen in die Landschaft. Dann setze man das Filmchen auf eine selbstgebastelte Homepage mit Blog-Einträgen über die fiktiven Ferien in der Schweiz und schliesslich noch in alle einschlägigen Homepages der Welt wie YouTube und AOL. Fertig ist die Werbung, denn nun kommt der Ball im Netz ins Rollen.

Menschen im In- und Ausland werden auf den Film mit dem Einhorn aufmerksam, das Gästebuch quillt mit Anfragen über. Medien bekommen den Clip zugeschickt und stürzen sich auf die Story – das Schweizer Fernsehen rückt sogar mit dem Helikopter aus und durchfliegt das entlegene Val Cama. Warum auch nicht? Ein Einhorn zu finden und wenn möglich auch zu filmen, das wäre doch eine Sensation.

Die Rechnung geht auf

Die Rechnung der Werbeagentur Publicis, die hinter dieser Aktion steht, geht voll auf: Mehr als eine Viertelmillion Menschen haben sich das Schweizer Einhorn bereits angesehen. In Hunderten von Blogs und Foren wird auf Deutsch, Englisch und Chinesisch gerätselt, ob es echt ist und was dahinter stecken könnte.

Heute haben die Verantwortlichen der Kampagne die Katze aus dem Sack gelassen: «Ziel war es, mit den Möglichkeiten des so genannten Web 2.0 das Einhorn als Markenzeichen von «Chocolat Frey» lebendig werden zu lassen und für ein breites Publikum erlebbar zu machen», teilten sie den Schweizer Medien mit. «Ausserdem sollte das Einhorn auch in Amerika und Asien zu reden geben, den neuen Märkten, die Chocolat Frey mit ihrem Einhorn erobern will. Mit Hilfe von Blogs, Videoportalen und Sociale Networking Sites wurde ein grenzüberschreitendes, lebendiges Märchen inszeniert.»

Die Sage um das Einhorn soll trotzdem nicht sterben

Die Geschichte um das Schweizer Einhorn soll aber auch in Zukunft für Gesprächsstoff sorgen, versprechen die Werber: «Die Geschichte wird nur in der Schweiz aufgelöst, im Ausland nicht. Ausserdem wird die Auflösung nicht von allen akzeptiert werden, ein paar werden sich fragen: Hat sich das wirklich eine Werbeagentur ausgedacht, und alles so lange im Voraus? Oder hat man sich einfach geschickt an eine echte Geschichte angehängt, die im Internet für Furore sorgt? Sind Anne und Jörn wirklich erfunden oder sind sie vielleicht doch echt? Ihren Blog scheinen sie jedenfalls fleissig weiterzuführen...»

Tina Fassbind, 20minuten.ch

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