Padma, auferstanden von den Toten

Aktualisiert

Fünf Jahre nach dem TsunamiPadma, auferstanden von den Toten

Für die Familie von Padma Wawlanbokke war klar: Der Tsunami hatte Padma am 26. Dezember 2004 in den Tod gespült. Doch jetzt, fünf Jahre danach, tauchte sie wieder auf.

von
Karin Leuthold

Padma Wawlanbokke sass mit ihrem Mann und den Kindern im Zug von Colombo nach Hause, nach Matara. Die 42-jährige Krankenschwester hatte dort eine Nichte besucht. Mit ihrem Mann, einem Regierungsoffizier, und ihren zwei Söhnen, dem zweijährigen Nitya und dem sechsjährigen Ama, hatte sie sich nach einem neuen Haus umgesehen. Die Familie plante den Umzug in die Hauptstadt Sri Lankas.

Doch das Schicksal hatte etwas anderes mit ihnen vor. Als der Matara-Express die Küste von Peraliya entlangfuhr, riss die zweite Tsunami-Welle den Zug aus den Gleisen. 1500 Passagiere und Bewohner aus dem umliegenden Dörfern starben. Padma und ihre Familie wurden für tot erklärt.

«Das ist mein Mann»

Vor drei Wochen reiste Premawardan Wawlanbokke nach Colombo, um einige Ersatzteile für sein Auto zu besorgen. In der Stadt sah er plötzlich ein bekanntes Gesicht. Diese verwahrloste Gestalt, die da unter einem Uhrturm bettelte — konnte das seine Schwester Padma sein? Er holte eine andere Schwester, Sumansaali, und auch sie glaubte in dieser Obdachlosen Padma gefunden zu haben.

Die Geschwister brachten die Obdachlose in ein Spital. Sie redete nicht, liess sich einfach auf ein Bett setzen und untersuchen. Ihren Namen sagte sie nicht, ihren Bruder schien sie nicht zu erkennen. Da kam Premawardan auf die Idee, der Frau ein Hochzeitsbild von Padma zu zeigen. Da strahlte die apathische Gestalt und zeigte auf einmal auf das Foto: «Das ist mein Mann.»

Ist sie es oder ist sie es nicht?

Nun sollen DNA-Proben die Identität der Frau endgültig beweisen. Obwohl Premawardan und Sumansaali sich sicher sind, dass es sich bei der obdachlosen Frau um ihre Schwester handelt, sind andere Familienmitglieder da etwas vorsichtiger: «Padma hätte nie fünf Jahre auf der Strasse überleben können», meint ein Schwager. Sie habe ausserdem ihre zwei Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Die Obdachlose habe aber keine Narben am Bauch. «Ich glaube, Premawardan ist immer noch nicht über den Tod von Padma hinweggekommen und hegt deswegen solche Hoffnungen», so der Schwager gegenüber der britischen Tageszeitung «The Independent» weiter.

Die Frau habe weder einen Ausweis auf sich getragen, noch könne sie ihren Namen sagen. Wenn man sie «Padma» nennt, reagiert sie aber. Sie erzählt nicht viel von sich, und das meiste ist unverständlich. Doch einer Krankenschwester soll sie erzählt haben, dass sie zwei Kinder habe und selber mal Krankenschwester gewesen sei. Premawardan Wawlanbokke wartet sehnsüchtig auf das Resultat der DNA-Tests.

Sollte es sich herausstellen, dass die Frau doch nicht seine Schwester ist, dann «wird wohl jemand anders einen Verwandten gefunden haben», meint er schicksalsergeben.

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