Angstattacken während Schnäppchenjagd
Rund 5'000 Konsumenten haben in der Nacht auf heute den Begriff Schnäppchenjagd etwas zu wörtlich genommen.
Sie sorgten unmittelbar nach Mitternacht für tumultuarische Szenen bei der Eröffnung eines Elektronik-Marktes am Berliner Alexanderplatz. Mindestens fünf Menschen wurden nach Behördenangaben leicht verletzt. Meldungen, es seien 15 gewesen, konnte die Feuerwehr nicht bestätigen.
Augenzeugen berichteten von Angstzuständen, hamsterartigen Käufen und Sachbeschädigungen in dem Laden. Eine gläserne Eingangstür ging unter dem Andrang zu Bruch. Die Polizei, mit einer Hundertschaft vor Ort vertreten, konnte die Konsumwut nur kanalisieren, indem sie das Geschäft nach zwei Stunden wieder schloss. Die mitternächtliche Eröffnung des Marktes, der Teil eines grossen Einkaufszentrums am Rande des Alexanderplatzes ist, war von einer umfangreichen Werbekampagne mit zahlreichen Sonderangeboten begleitet worden.
Nach der Schliessung der Eingänge durften nur noch diejenigen kaufen, die es bis dahin in die Verkaufsräume geschafft hatten. Dort wurden Warenbehälter niedergetrampelt und offensichtlich zahlreiche Kleinteile wie USB-Sticks gestohlen, wie Augenzeugen berichteten, die nicht genannt werden wollten. Die Wartezeit an der Kasse habe bis zu drei Stunden betragen. Einige Kunden hätten Computer oder Flachbildschirme gleich in zweistelligen Stückzahlen gekauft.
Als die Kunden gegen 05.00 Uhr ebenfalls den Markt verlassen hatten, wurde er ganz geschlossen und erst gegen 08.00 Uhr wieder geöffnet, ebenso wie die meisten anderen Geschäfte in dem Zentrum, das am Vortag in einem Festakt mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit der Öffentlichkeit übergeben worden war.
Am Vormittag verlief das Marktgeschehen «ruhig», wie der Polizeisprecher sagte. Die Deutsche Polizeigewerkschaft protestierte gegen «solchen Unsinn». Polizisten würden mit solchen Einsätzen von wichtigeren Aufgaben abgehalten. «Ganz offenbar hat auch beim Normalverbraucher eine Tendenz zur Gewaltbereitschaft im Gedränge eingesetzt, anders lassen sich die Verletzungen nicht erklären.»
Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, die Geschäftsführung des Media Markts Berlin-Alexa habe «für ausreichend Personal sowie Sicherheitskräfte gesorgt». Der Andrang habe jedoch «alle Beteiligten überrascht. Wir bedauern zutiefst, dass Personen zu Schaden kamen.» (dapd)