Der Kuschelknast

Aktualisiert

Der Kuschelknast

Mitten im idyllischen Oslo-Fjord liegt das norwegische Alcatraz: die Gefängnisinsel Bastöy. Doch wer hier einsitzt, will so schnell nicht mehr weg.

Das Gefängnis Bastöy, das auf einer natürlichen Insel im Oslofjord liegt, erinnert mehr an ein Feriencamp als an eine Strafanstalt. Während in normalen Gefängninssen die Maxime «Keiner kommt hier raus» gilt, besteht auf Bastöy die Ausbruchsproblematik nicht. Denn keiner will hier raus, wenn er endlich mal drin ist.

Hohes Mass an Freiheit

Die derzeit 115 Häftlinge wohnen in gewöhnlichen Häusern, und sie werden auch nicht eingesperrt. Sie geniessen ein ausserordentlich hohes Mass an Freiheit: Sie dürfen studieren, Tennis spielen, schwimmen und werden bei Bedarf psychologisch begleitet. Natürlich hat auch jeder seinen eigenen TV-Apparat.

Fischen im Knastboot

Den Gefangenen obliegt die Sorge für zweihundert Hühner, acht Pferde, vierzig Schafe und zwanzig Kühe. Daneben bestellen sie das Land und pflücken Beeren. Sie dürfen sogar mit einem anstaltseigenen Boot, das neun Meter lang ist, fischen gehen.

Öko-Gefängnis

Bastöy ist offenbar nicht nur eine menschenfreundliche, sondern auch eine umweltgerechte Anstalt. Die Gefängnisleitung hat Sonnenkollektoren installieren lassen, es wird mit Holz statt mit Öl geheizt und die Landwirtschaft wird nach streng ökologischen Richtlinien geführt. Natürlich wird der Müll getrennt und recycelt.

Der Gedanke dahinter ist, dass den Gefangenen auf diese Weise wichtige Werte nähergebracht werden - so zum Beispiel Respekt vor der Umwelt und vor anderen Menschen.

Begehrter Knast

Ein verurteilter 41-jähriger Drogenschmuggler erzählte der schwedischen Zeitung «Aftenposten», er sei in dem Gefängnis, in dem er vorher einsass, immer depressiver geworden. Nun gehe es ihm viel besser; er sei ein neuer Mensch geworden. Viele norwegische Gefängnisinsassen haben denn auch ein Gesuch eingereicht, ihre Strafe auf Bastöy absitzen zu dürfen.

dhr

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