Notevakuierung auf dem Sado-Maso-Schiff

Aktualisiert

Notevakuierung auf dem Sado-Maso-Schiff

Am Samstag sorgten Ausflugspassagiere in Friedrichshafen für Aufregung und Belustigung. Plötzlich standen 650 Besucher einer Sado-Maso-Kreuzfahrt in voller Montur am Bodenseeufer - wegen einer Bombendrohung.

Irgendwann fingen die ersten an zu frieren und waren froh um die Decke der Samariter, die vor Ort geeilt waren. Die meisten nahmen es «mit Humor», sagt Thomas Siegmund. Und wieder andere wärmten sich auf ihre Weise. Doch dazu später.

«Zeit, um sich was anzuziehen, blieb natürlich nicht»

Samstagabend auf dem Bodensee. Die MS Schwaben hat gerade in Friedrichshafen angelegt. Es ist 23 Uhr, dann ging der Alarm los: «Schiff räumen» heisst es plötzlich über den Lautsprecher. Die 650 Schiffsgäste verlassen geordnet das Schiff. «Zeit, um sich was anzuziehen, blieb natürlich nicht», sagt der Veranstalter des Schiffsausflugs, Thomas Siegmund. So kam es, dass sich die 200 Schaulustigen am Steg plötzlich in ungewohnter Gesellschaft vorfinden. Denn die MS Schwaben heisst in dieser Nacht «Torture Ship», die «anheimelnde Bordatmosphäre» (Eigenwerbung) ist in Lack und Leder getaucht, der Dresscode für die Partygäste lautet: «Lack, Leder, Latex, Dessous, Fantasy oder sündiges Schwarz». «Es hat sich niemand beschwert», erklärt Siegmund. «Aber nackt war ja auch niemand», versichert Siegmund. «Ein Lederslip war das Wenigste».

«Party war nicht immer unumstritten»

Grund für die plötzliche Evakuation: Bei der Polizei von Friedrichshafen ging kurz zuvor eine Bombendrohung gegen das «Torture Ship» ein. Der Hintergrund ist nach jetzigem Zeitpunkt ungeklärt, die Vermutung liegt aber auch für die Polizei nahe, dass sie gegen die Fetischszene gerichtet war: «Die Party war nicht immer unumstritten», sagt Polizeisprecher Fritz Bezikofer gegenüber 20minuten.ch. Zu einer Drohung sei es aber noch nie gekommen. «Im Gegenteil. Die meisten Leute amüsieren sich und schauen dem Treiben mit Neugierde zu.»

Tausende Schaulustige

Tatsächlich ist das Sado-Maso-Schiff längst zur Attraktion geworden. Auch an der 11. Austragung vom Samstag versammelten sich laut Polizeiangaben wieder tausende Schaulustige in Friedrichshafen, um die Sado-Maso-Szene hautnah zu erleben, ehe sie in See sticht. «Es gibt ganz wenige, die sich über die Veranstaltung aufregen», sagt Siegmund. «Aber es gibt sie natürlich. Meist sind es brave Mitbürger, die dem Treiben zuschauen – die klassische Doppelmoral halt.» Siegmund ist sich jedenfalls sicher, dass jemand die Veranstaltung stören wollte.

Zum Glück hat es nicht geregnet

Immerhin ging der Vorfall vom Samstag unglimpflich über die Bühne. Eine Bombe wurde nicht gefunden, gegen 1.30 Uhr konnte die Party weitergehen. «Zum Glück hat es nicht geregnet. Die meisten haben es mit Humor genommen und liessen sich den Spass nicht verderben», sagt Siegmund und schmunzelt. Die meisten dürften nicht gefroren haben.

Marius Egger, 20minuten.ch

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