Dumbos Diät

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Bedrückt weil beleibtDumbos Diät

Er ist 370 Kilogramm schwer und hat seit zehn Jahren sein Bett nicht verlassen: Der dickste Mann der Welt heisst Keith Martin, ist 42 Jahre alt und lebt in London. Im Guinness-Buch möchte er nicht erwähnt werden.

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Was Keith Martin zum Frühstück zu sich nimmt, reicht bei anderen für den ganzen Tag. Der 42-Jährige verputzt acht Hot Dogs und vier Scheiben Brot, die er mit gezuckertem Kaffee herunterspült. Bis Mittag reicht die Diät aber nicht: Bevor es 16 Würstchen und eine Familienpackung Ofen-Pommes gibt, isst der Engländer noch Kuchen, Biskuits und Schokolade.

Keith Martins Heisshunger ist sein Verhängnis: Mit einem Gewicht von knapp 370 Kilogramm ist er der wohl dickste Mann der Welt. Den zweifelhaften Titel hat er dem Mexikaner Manuel Uribe abgenommen, weil der auf Diät gesetzt worden war und nun «nur» noch 200 Kilogramm auf die Waage bringt.

Jährlich Kosten von 72 000 Franken

Der Preis, den Keith Martin und die Gesellschaft für die Fettleibigkeit zahlen, ist enorm: Der Mann hat sein Bett seit zehn Jahren nicht mehr verlassen – mal abgesehen von den Spitalbesuchen, die immer mal wieder nötig wurden. Zweimal täglich müssen sieben Pfleger anrücken, um Keith zu waschen, zu drehen und umzuziehen. Trotzdem überziehen Druckstellen seinen Körper, die täglich von zwei Krankenschwestern versorgt werden müssen. Wenn der frühere Lagerist zum Arzt gefahren wird, steht ein Grosseinsatz an: Ein Spezial-Krankenwagen und acht Männer sind für die Fahrt vonnöten.

Bilder von Keith Martin. Quelle: YouTube

Dass Martin auf Wohlfahrt angewiesen ist, versteht sich von selbst. Der Staat bezahlt die Miete für sein WG-Zimmer und eine Behindertenrente. Gut 72 000 Franken kommen so jedes Jahr zusammen, errechnete die britische «Daily Mail».

«Entweder bekomme ich das oder ich sterbe », wehrt sich Martin gegenüber dem Boulevardblatt gegen Kritik. Auch Raucher oder Extremsportler würde geholfen, so sein Argument. «So lange die Leute nicht so gelebt haben, können sie auch nicht über mich urteilen.» Doch der Pfundskerl weiss auch, dass es so nicht weitergeht. «Ich versuche abzunehmen. Hoffentlich dauert es nicht so lange.»

Nach dem Tod der Mutter ging das grosse Fressen los

Wie konnte es für Martin so dick kommen? Keith war ein 76 Kilogramm schwerer Junge, bis seine Mutter starb, als er 16 Jahre alt war. Von seinem Vater hatte sie sich zuvor getrennt. Mit dem Verlust begann der Brite hemmungslos zu essen und zu trinken. «Ich liess mich gehen. Das Essen war kein Trost, es war mir einfach egal.»

Er brach die Schule ab und arbeitete im Lagerhaus, bis sein Gewicht es nicht mehr zuliess. Die Zeit schlägt er mit Fernsehen, Gamen und Lesen tot. «Es ist mein Fehler. Ich bin derjenige, der gegessen hat, niemand hat mir eine Pistole an den Kopf gehalten und mich gezwungen. Ich hasse, was ich mir selbst angetan habe.»

Mit dem Fett gingen Depressionen einher – auch weil der Übergewichtige «Dumbo» gerufen wurde: Seit 20 Jahren hatte der 42-Jährige keine Freundin mehr. Seine Masse sind Martin, dessen Hüftumfang mit 183 Zentimetern seine Körpergrösse übertrifft, peinlich.

«Ich werde das Guinness-Buch der Rekorde nicht kontaktieren. Es ist nichts, worauf man stolz ist.» Im Gegenteil: Seine ganze Hoffnung liegt jetzt auf dem Einsatz eines Magenbandes. Dafür muss er aber erst sein Gewicht halbieren: Unterstützt wird er dabei von einem staatlichen Ernährungsberater. «Ich versuche meine Kalorienzufuhr bei 2500 pro Tag zu halten. Früher waren es 9000.»

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