«Der Teufel lebt im Vatikan»

Aktualisiert

Chef-Exorzist«Der Teufel lebt im Vatikan»

Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sind für den römischen Chef-Exorzisten ein Beleg dafür, dass Satan im Vatikan sein Unwesen treibt. Auch bei der Bluttat in der Schweizer Garde vor zwölf Jahren soll er seine Hand im Spiel gehabt haben.

von
pbl

Der 85-jährige Pater Gabriele Amorth ist seit 25 Jahren der Chef-Exorzist der Diözese Rom und damit auch des Vatikans. In dieser Zeit hatte er nach eigenen Angaben mit mehr als 70 000 Fällen von Besessenheit zu tun. In einem Interview mit der Zeitung «La Repubblica» enthüllte er nun: «Der Teufel lebt im Vatikan.» Satan übe seinen Einfluss bis in höchste Kreise aus, es gebe «Kardinäle, die nicht an Jesus glauben, oder Bischöfe, die mit dem Dämon im Bunde stehen», sagte Pater Amorth.

«Der Rauch Satans ist in die Kirche eingedrungen», zitierte er den 1978 verstorbenen Papst Paul VI. und verweist als Beleg auf die neusten Enthüllungen über «Gewalt und Pädophilie», wie etwa die Missbrauchsfälle in katholischen Institutionen in Deutschland, die auch Papst Benedikt XVI. und sein Umfeld ins Zwielicht rücken. Das Attentat auf Johannes Paul II. 1981 sei ebenso ein Werk des Teufels gewesen wie der Angriff einer geistig verwirrten, in der Schweiz lebenden Frau auf den Papst zu Beginn der Mitternachtsmesse während des letztjährigen Weihnachtsfestes.

Bluttat wurde «vertuscht»

Auch bei der Bluttat in der Schweizer Garde 1998 habe der Teufel seine Hand im Spiel gehabt, genauer bei ihrer «Vertuschung». Der damalige Kommandant Alois Estermann und seine Frau waren laut offiziellem Untersuchungsbericht vom Korporal Cedric Tornay aus Rache wegen einer verweigerten Auszeichnung erschossen worden, Tornay habe sich danach selbst gerichtet. Tornays Eltern haben diese Version stets bezweifelt, es gab Gerüchte über ein homosexuelles Verhältnis und die Beteiligung eines vierten Mannes. Für Gabriele Amorth ist klar: «Es wurde alles vertuscht. Sofort.»

Seine Ansichten stossen auf Widerspruch in den eigenen Reihen. Pater José Antonio Fortea Cucurull, ein spanischer Theologe und Dämonenexperte, bezeichnete Amorths Ansichten über die satanische Infiltration des Vatikans als unbelegt: «Es mag bessere und schlechtere Kardinäle geben, aber alle haben aufrichtige Absichten und streben nach der Herrlichkeit Gottes.» Die Behauptung, gewisse Kardinäle gehörten einer «satanischen Sekte» an, sei eine «inakzeptable Entfremdung».

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