ADHS-Diagnose oft falsch

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Früh eingeschulte KinderADHS-Diagnose oft falsch

Bei früh eingeschulten Kindern wird häufig zu Unrecht ADHS diagnostiziert und Ritalin verabreicht. Dies kann ihre Schulzeit und Gesundheit erheblich belasten.

Zora Schaad
von
Zora Schaad

Ehrgeizige Eltern aufgepasst: Eine kanadische Studie mit Daten von über 900 000 Kindern zeigt, dass eine frühe Einschulung für die Knirpse erhebliche Nachteile mit sich bringen kann. So auch in der Schweiz: «Das störende Verhalten der Kinder wird dann fälschlicherweise als krankhaft interpretiert, obwohl es bei frühen Einschulungen noch als normal betrachtet werden kann», sagt Oskar Jenni, Entwicklungsspezialist am Kinderspital Zürich.

Die Folge: Die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist bei den jüngeren Kindern einer Klasse um 39 Prozent erhöht, die einer Gabe von Medikamenten sogar um 48 Prozent, so die Studie im «Canadian Medical Association Journal». Diese Zahlen seien wahrscheinlich auf die Schweiz übertragbar, so Jenni. «Den Stempel eines ADHS-Kindes bringen Schüler oft bis zum Ende ihrer Schulzeit nicht mehr weg», beklagt Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm. Damit nicht genug: Die Medikamente können sich laut Jenni negativ auf den Appetit, den Schlaf und das Wachstum auswirken. Zudem steige das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

«Der Machbarkeitswahn vieler Eltern, die ihre Kinder möglichst früh einschulen und ihnen beste Karrierechancen bieten wollen, kann damit zum Bumerang werden», warnt Ursula Ammann von der Fachgesellschaft ADHS. Dennoch ist die Zahl der vorzeitigen Einschulungen in den letzten Jahren explodiert. Stamm: «Ehrgeizige Eltern machen häufig Druck und erreichen so die frühe Einschulung ihrer Sprösslinge.»

ADS/ADHS

Das Aufmerksamkeitsdefizit- (ADS), beziehungsweise die hyperaktive Form der Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADHS) macht sich bereits im Kindesalter bemerkbar und kann manchmal bis zum Erwachsenenalter bestehen bleiben. Typisch sind unter anderem Symptome wie Unaufmerksamkeit und Ablenkbarkeit, Zerstreutheit, Vergesslichkeit sowie Lernprobleme. Bei einer hyperaktiven Ausprägung kommen Impulsivität hinzu.

Häufig leiden nicht nur die Betroffenen selbst unter der Störung, sondern auch die unmittelbare Umwelt (Eltern, Geschwister, Mitschüler, Lehrer, etc).

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