Airbus-AbsturzAF 447: Hinterbliebene klagen an
Ihre Geduld ist ausgereizt: Die ersten Angehörigen von Opfern der abgestürzten Air-France-Maschine ziehen vor Gericht. Der Air-France-Chef ist derweil nicht davon überzeugt, dass fehlerhafte Geschwindigkeitsmesser den Absturz verursacht haben.
Er sei «nicht überzeugt, dass die Sonden die Ursache des Unfalls sind», sagte Airbus- Generaldirektor Pierre-Henri Gourgeon. Er bestätigte am Donnerstag in Paris aber, dass Air France die Sonden bei allen Airbus A330 und A340 beschleunigt austausche. Dies erfolge, «weil wir wussten, dass es beim Unfall ein Problem mit der Geschwindigkeitsmessung gab.»
Die Informationen über den Austausch waren bisher nur von den Gewerkschaften verbreitet worden. Gourgeon wies empört den Vorwurf zurück, die Kommunikationspolitik von Air France sei auf Verschleierungen angelegt.
Da er die Sonden bisher nicht für die Unfallursache halte, habe es «keinen Grund gegeben», zum Austauschprogramm eine Pressemitteilung zu verbreiten, sagte er sichtlich wütend. Über die Unfallursachen müssten die Ermittler informieren.
Juristen gehen in Stellung
Besonders die Angehörigen sind mit der Informationspolitik von Air France unzufrieden. Am Donnerstag meldete die französische Tageszeitung «Le Figaro», die ersten Hinterbliebenen zögen vor Gericht. Eine Familie habe sich als Nebenklägerin beim zuständigen Untersuchungsrichter gemeldet.
Die Angehörigen bekämen keine Antworten auf ihre Fragen, nicht einmal auf die einfachsten, zitierte die Zeitung Anwältin Sophie Bottai. Die Informationen seien offensichtlich gefiltert.
Der Hersteller des Unglückflugzeugs, Airbus, wiederum kündigte eine Klage gegen den «Figaro» an. Dieser hatte auch gemeldet, ein Geschwindigkeitsmesser sei «eindeutig» die Ursache. Airbus müsse möglicherweise eine grosse Zahl Flugzeuge vorläufig stilllegen: «Airbus schliesst nicht aus, seine Flotte von 1000 A330 und A340 festzusetzen, um die Messgeräte auszutauschen», hiess es.
«Wir werden rechtliche Schritte gegen die unverantwortliche Berichterstattung einleiten», sagte ein Airbus-Sprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die Daten erklären den Unfall nicht.»
Die Geschwindigkeitsmesser bleiben aber unter Verdacht: Denn Air France hatte schon ab Mai 2008 bei Eisbildung «Informationsverluste bei der Windmessung im Flug» beim A330 und A340 festgestellt.
Ende April beschloss Air France, die Sonden schrittweise auszutauschen. Die Gesellschaft habe am 29. Mai die erste Lieferung erhalten, sagte Air-France-Chef Gourgeon - drei Tage vor dem Absturz.
Keine neuen Leichen
Im Atlantik ging die Suche nach Leichen, Wrackteilen und den Flugschreibern weiter. Die Maschine mit 228 Menschen an Bord, darunter 3 Schweizer, war am Pfingstmontag auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris abgestürzt.
Gemäss der brasilianischen Luftwaffe und Marine konnten am Mittwoch keine weiteren Opfer mehr gesichtet oder geborgen werden. Bislang wurden 41 Leichen gefunden. Das französische Atom-Boot «Emeraude» nahm am Mittwoch die Ortung nach den Flugschreibern auf. (sda)