Der Fraumünster-Posträuber und das liebe Geld

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PosträuberDer Fraumünster-Posträuber und das liebe Geld

Im September 1997 wurde Domenico Silano weltberühmt. Dann wurde es still um den Italiener. Doch der Fraumünster-Posträuber scheint das Mausen nicht lassen zu können. Zu den verschwundenen 27 Postmillionen kommt jetzt noch eine verschwundene Viertelmillion Franken der ZKB.

Marius Egger
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Marius Egger

Mittlerweile ist Domenico Silano 35 Jahre alt. Und seit dem 26. Juni als Geschäftsführer einer Firma mit Sitz in Baar aufgeführt. Doch nun scheint ihn die Vergangenheit wieder eingeholt zu haben. Er steht am Pranger. Es geht um Geld. Ertrogenes Geld. Da war doch was.

53,1 Millionen in fünf Minuten

Es war am 1. September 1997 morgens um 10.37 Uhr, als sich Silano in die Geschichtsbücher gaunerte. Zusammen mit vier Komplizen raubt der gebürtige Italiener im Innenhof der Fraumünsterpost 53,1 Millionen Franken. Es hätte auch mehr sein können, aber mehr hatte im Fiat Fiorino nicht Platz. Ohne jemandem auch nur ein Haar zu krümmen, räumten sie die Post aus, in fünf Minuten. Ein Spaziergang. Die Welt staunte – kurze Zeit später lachte sie.

15 Monate später führte eine filmreiche Verhaftungsaktion in Miamis Künstlerviertel Coconut Grove zur Verhaftung des letzten Täters. Domenico Silano hielt grad ein Mittagsschläfchen ab, als das SWAT-Team zuschlug.

In Miami soll er für 3000 Dollar monatlich in einer komfortablen Dreizimmerwohnung mit drei Bädern logiert haben. Von seinem Balkon aus hatte der Italiener einen wunderbaren Blick auf die türkisfarbene Bucht von Biscayne. In unmittelbarer Umgebung wohnten Sylvester Stallone und Madonna. Untergetaucht war er mit gestohlenem italienischem Reisepass und nannte sich Alberto Sipone. Seine Freunde in Zürich nannten ihn «Mimmo». «Mimmo» war bald wieder daheim.

Dilettantische Amateurganoven

Denn der grösste Postraub der Geschichte entpuppte sich als Werk dilettantischer Amateurganoven. Ihre Flucht war schlecht vorbereitet, die Verteilung des Geldes dilettantisch, ihr Untertauchen so stümperhaft, dass sie sich dem modernen Ermittlungsapparat der Polizei nicht entziehen konnten.

Im Oktober 1999 sitzen die fünf Posträuber vor dem Richter: Elias Alabdullah, «der Chef», Marcello Di Santo, «der Insider», Hassan El Bast, «der Draufgänger», Dieter Müller, «der Grossspurige» und Domenico Silano, «der schlaue Chauffeur». Sie entschuldigen sich insbesondere bei den vier Angestellten der Post, die Opfer des Überfalls geworden waren. Sie hätten «mehr erlitten, als ich mir vorstellen konnte», sagte Silano dem Richter. Dann versagte seine Stimme.

Silano bestreitet Tat

Jetzt, neun Jahre später, hat er die Stimme längst wieder gefunden. Seine Firma in Baar hat der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ein faules Leasing-Geschäft angedreht, schreibt der «Tages-Anzeiger» heute. 265 000 Franken soll Silanos Firma von der Bank kassiert haben. Der Beschuldigte bestreitet, in das faule Geschäft verwickelt zu sein, schreibt der «Blick».

Wo die Viertelmillion ist, weiss zurzeit offenbar niemand. Von den 53 Postraub-Millionen blieben 27 Millionen verschwunden. Einen Teil vermuteten die Fahnder bei Silano. Die Millionen blieben unauffindbar.

Gegendarstellung

In 20 Minuten online werden seit dem 26. September 2008 ein Artikel unter dem Titel «Der Fraumünster-Posträuber und das liebe Geld» bzw. «ZKB-Betrüger ist der ehemalige Posträuber» verbreitet. Darin wird mir die Beteiligung an einem Betrug gegenüber der ZKB vorgeworfen. Dieser Vorhalt ist falsch. Ich stehe deshalb weder «am Pranger» noch «kann ich das Mausen nicht lassen» noch hat mich die «Vergangenheit eingeholt» noch habe ich eine Viertelmillion von der ZKB «ertrogen» noch bin ich einer der «bereits bekannten Betrüger».

Domenico Silano

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