Die Katzen von Houtong

Aktualisiert

Leben in der KohlegrubeDie Katzen von Houtong

Jede Menge Katzen haben einer halb verlassenen Bergwerkssiedlung in Taiwan zu neuem Leben verholfen. Seit den 70er Jahren ging es mit Houtong und seinen Kohlegruben bergab.

Debby Wu
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Debby Wu
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Inzwischen leben in Houtong noch etwa 200 Menschen - und ausserdem auch etwa 100 Katzen, und die sind inzwischen Thema von Blogs im Internet. Die begeisterten Einträge von Besuchern locken weitere Ausflügler an, die es geniessen, die Katzen zu streicheln und zu fotografieren.

Durch die holprigen Gassen Houtongs streifen Dutzende Katzen in allen Fellfarben. Einige Besucher zücken ihre Mobiltelefone und machen Fotos der pelzigen Models, die so viel Aufmerksamkeit gelassen und nonchalant über sich ergehen lassen. Andere Touristen versuchen mit unterschiedlichem Erfolg, die Katzen mit Spielzeug für sich einzunehmen.

«Es hat noch mehr Spass gemacht, als ich mir vorgestellt hatte», sagt die 31-jährige Verwaltungsangestellte Yu Li Hsin, die eigens aus der Hauptstadt Taipeh angereist kam. «Die Katzen waren sauber und hatten überhaupt keine Angst vor Menschen. Ich komme auf jeden Fall noch einmal wieder.»

Die Einheimischen sind hoch erfreut über die vielen Ausflügler und sehen darin ein Rezept gegen den ins Auge springenden Niedergang ihres Ortes: Überall wuchert Wildwuchs, zahlreiche Gebäude sind verlassen. Die 35-jährige Indonesierin Sumarni, die vor sechs Jahren einen Bewohner von Houtong heiratete, äussert sich dankbar darüber, dass die Touristen Leben in die Stadt bringen.

«Meine dreijährige Tochter kann so mit Gleichaltrigen spielen, wenn Besucher ihre Kinder mitbringen», sagt sie. «Hier gibt es sonst keine Spielkameraden ihres Alters.» Und auch Sumarni selbst profitiert vom Touristenstrom: Neben ihrem bescheidenen Haus hat sie einen profitablen Imbiss eröffnet.

Neue Einkommensquelle dank Katzensouvenirs

Die Rentnerin Chan Bi Yun hat grossen Anteil an der von den Katzen ausgelösten Wiedergeburt der Stadt. «Ich habe fünf Katzen von einer Nachbarin aufgezogen, die vor neun Jahren gestorben ist. Und die haben immer wieder Junge bekommen», berichtet die 58-Jährige. «Jetzt füttere ich etwa die Hälfte der Katzenpopulation von Houtong.»

Die meisten der Tiere streunten frei herum, sagt sie. Hilfe erhalte sie von Freiwilligen, die die Katzen kostenlos medizinisch versorgten und Futter bereitstellten. Und wie Sumarni haben auch ihr die Katzen neue finanzielle Möglichkeiten eröffnet: Chan hat einen Kiosk eröffnet, in dem sie Katzensouvenirs verkauft. Besonders gut gehen Handy-Anhänger in Katzenform, aber auch Geldbörsen mit Katzenaufdruck sind ein echter Renner.

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