Faust ins Gesicht der Schwulen

Aktualisiert

Party-SzeneFaust ins Gesicht der Schwulen

Dunkle Gasse statt rauschende Party: Immer wieder verweigern Clubbetreiber Männern ohne weibliche Begleitung den Eintritt. Dies empört homosexuelle Partygänger. Denn sie haben auch sonst mit Schikanen zu kämpfen.

von
Adrian Müller

Christian K. freute sich auf ein rauschendes Fest im Berner Wankdorf-Club. Mit drei Freunden und seinem Lebensgefährten stand er vergangenen Samstag gegen halb zwei Uhr an der Eingangstüre des 1800 Personen fassenden Clubs. «Ohne Begleitung von Frauen kommt ihr nicht rein», verkündeten die Türsteher. Christian traute seinen Ohren nicht, denn sein männlicher Lebenspartner stand neben ihm. «Ich fühlte mich blöd und war sehr enttäuscht. Sind Türsteher Schwulen-Gegner?», sagt der Betroffene gegenüber 20 Minuten Online. Laut seinen Angaben seien Frauen zu diesem Zeitpunkt ohne Probleme hereingelassen worden.

«Schwule machen keine Probleme»

Der Geschäftsführer des Wankdorf-Clubs, Matthias Heuer, bestätigt die geschilderte Vorgehensweise des Türstehers: «Je nach Situation lassen wir Männer nur in Begleitung herein, denn wir peilen einen ausgeglichenen Geschlechtermix im Club an.» Schwule würden aber keinesfalls diskriminiert: «Sie heben sich vielfach sogar positiv von den anderen Gästen ab und machen keine Probleme», erklärt er.

Frauen verlangen Geld

Ohne weibliche Begleitung kein Eintritt: Dies ist in vielen gut frequentierten Clubs Gang und Gäbe. So auch im Club Q in Zürich. Die Türsteher liessen Matthieu G. ebenfalls nicht auf die Tanzfläche. Für die vor dem Club lauernden Frauen bedeutete dies ein gefundenes Fressen: «Ihr dürft mit uns rein, wenn ihr uns den Eintritt zahlt.» G. lehnte dankend ab und zog zur nächsten Bar.

Faust ins Gesicht

«Die Clubbetreiber wollen keine Aufriss-Szene – vergessen aber dabei die Schwulen», sagt Moel Volken, Geschäftsführer des Schwulen-Dachverbands «Pinkcross». Das Problem mit abgewiesenen Männern sei ihm bekannt - vielfach instruierten die Clubs ihre Türsteher nicht richtig. Für die Schwulen sei der Ausgang in der Hetero-Welt sowieso nicht immer einfach: «Wer fremde Männer anmacht, 'auf Risiko spielt', riskiert eine Faust ins Gesicht» meint Volken. Händchenhalten und «Schmüsele» könne zum Rauswurf führen, wie im August ein Paar im Basler «Club 59» erleben musste.

Der Wankdorf-Club zeigt sich plötzlich Schwulen-freundlich: Homosexuelle werden voraussichtlich schon bald im Wankdorf-Club ungestört feiern können. Laut Clubbetreiber Heuer liegen Konzepte von externen Veranstaltern für Homo-Parties vor: «Wir ziehen eine Umsetzung in Betracht», erklärt Heuer.

Sind Sie homosexuell und haben negative Erfahrungen im Ausgang gemacht? Dann schreiben Sie uns Ihre Erlebnisse auf feedback@20minuten.ch.

Deine Meinung zählt