Prozess wegen TierquälereiGepiercte Kätzchen auf Ebay
Holly Crawford verkaufte auf Ebay Kätzchen mit Piercings an den Ohren. Sie nannte sie «Gothic Kittens» und sah eigentlich nichts Schlimmes daran. Eine Richterin im US-Bundesstaat Pennsylvania ist anderer Meinung.
Der Fall um Holly Crawfords Kätzchen war im Dezember 2008 ins Rollen gekommen. Damals hatte die Tierschutzorganisation PeTa eine Anzeige gegen die Frau erstattet, weil sie auf Ebay gepiercte Katzenjungen anbot. Die Bilder im Inserat zeigten ein kleines schwarzes Kätzchen mit zwei Metallstäben in den Ohren, einem anderen wurde ein Nagel durch die Nackenfalte gestochen. Bei einer Hausdurchsuchung hat man bei Crawford fünf weitere Tiere beschlagnahmt. Zwei Jungkatzen war der Schwanz so fest abgebunden, dass er später amputiert werden musste.
Experten sind sich nicht einig
Als der Prozess am Bezirksgericht von Luzerne County begann, brachten beide Parteien Tierexperten in den Gerichtssaal: Während der von der Verteidigung engagierte Tierarzt den Zustand der Tiere als «eigentlich ganz gut» bewertete, behauptete die prominente US-Tierärztin Melinda Merck auf Seiten der Anklage, dass die Tiere «höllische Schmerzen» hätten ertragen müssen.
«Niemand kann für eine Katze sprechen. Ihre Vorwürfe sind nur Spekulation», war die Antwort von Crawfords Anwältin. Dieser Aussage konnte Tierärztin Merck leicht widerlegen: Ein Kätzchen, dem ein Nagel durch die Nackenfalte gestochen wurde, fühle, als werde es dauernd gebissen. Die Nackenfalte ist jene Stelle, an der eine Katzenmutter ansetzt, wenn sie die Jungen wegtragen will. Der Reflex der Jungtiere auf den Biss der Mutter wird als «Tragestarre» bezeichnet und entsteht durch den Druck auf empfindliche Nervenbahnen.
Crawford selbst meinte vor Gericht, sie habe die Katzen gepierct, weil sie damit «total niedlich» aussehen würden. Die zuständige Richterin Tina Polachek Gartley war anderer Meinung: Sie sprach die 35-Jährige der Tierquälerei schuldig. Das Urteil wird am 31. März erwartet.