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Blutbad in TucsonGiffords übertrifft die grössten Hoffnungen

Gabrielle Giffords verblüfft ihre Ärzte. Sie hat die Augen geöffnet und kann auf Kommando Arme und Beine bewegen. Aber noch ist die Abgeordnete nicht über den Berg.

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Ehemann Mark Kelly hält am Spitalbett die Hand von Gabrielle Giffords.

Ehemann Mark Kelly hält am Spitalbett die Hand von Gabrielle Giffords.

«Gabby hat zum ersten Mal ihre Augen geöffnet» – mit diesen Worten sorgte Präsident Barack Obama an der Gedenkfeier vom Mittwoch für die Opfer des Massakers in Tucson für Begeisterungsstürme im Publikum. Das «Wunder» geschah kurz nach Obamas Besuch im Universitätsspital, in Anwesenheit von drei demokratischen Kolleginnen von Gabrielle Giffords aus dem Kongress. «Die Ärzte konnten es nicht glauben», sagte die Abgeordnete Debbie Wasserman Schultz aus Florida.

Dabei blieb es nicht. «Sie konnte absolut alles verstehen, was wir sagten», erklärte die New Yorker Senatorin Kirsten Gillibrand laut CNN. Als ihr Ehemann Mark Kelly sie aufgefordert habe, seinen Ehering zu berühren, habe sie dies getan und darauf gleich seine Uhr und sein Handgelenk ergriffen, sagte Gillibrand. Der anwesende Arzt sei begeistert gewesen und habe gesagt: «Was sie gerade tut, ist unglaublich und übertrifft unsere grössten Hoffnungen.»

Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

An einer Medienkonferenz bestätigten die behandelnden Ärzte, dass Gabrielle Giffords, der der Attentäter Jared Loughner am letzten Samstag eine Kugel durch das Gehirn gejagt hat, bislang alle Erwartungen übertroffen hat. «Sie nimmt ihre Umgebung wahr, das ist ein beträchtlicher Fortschritt», sagte Michael Lemole der leitende Neurochirurg der Universitätsklinik von Tucson. Sie habe auf Kommando nicht nur die Arme, sondern auch die Beine bewegt, und zwar auch dann, als man sie auf die Bettkante gesetzt habe.

Chefarzt Peter Rhee ergänzte, Giffords habe nicht nur die Augen geöffnet, auch ihr Sehvermögen sei offenkundig intakt. Der nächste Schritt ist nun die Entfernung des Beatmungsgeräts, was laut Ehemann Mark Kelly bereits am Freitag erfolgen könne. Dann werde man erfahren, ob die Abgeordnete nicht nur sehen, sondern sogar sprechen könne, sagte Rhee. Gleichzeitig warnen die Ärzte vor zu grossem Optimismus. Der Zustand von Gabrielle Giffords bleibe kritisch, ein Rückfall sei jederzeit möglich.

Und selbst wenn sie überleben sollte, dürfte sich Gabrielle Giffords nie mehr vollständig von der schweren Hirnverletzung erholen. Die Euphorie unter Angehörigen und Freunden bleibt entsprechend gedämpft. «Wir sind alle irgendwie gestrandet zwischen banger Hoffnung und Verzweiflung», sagte Giffords' Rabbinerin Stephanie Aaron der «Washington Post».

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