Saudia-ArabienKopf ab wegen Wahrsagerei
Ein Libanese soll in Saudi-Arabien wegen «Hexerei» hingerichtet werden. Er hatte Anrufern im Fernsehen die Zukunft vorhergesagt – als eine Art libanesischer Mike Shiva.

Ali Sibat (links) droht die Enthauptung, falls König Abdullah (mit Schwert) keine Gnade zeigt.
Ali Hussain Sibat, ein 46-jähriger fünffacher Familienvater, befand sich auf einer Pilgerreise in Saudi-Arabien, als er im Mai 2008 von der gefürchteten Religionspolizei verhaftet wurde. Im November 2009 wurde er von einem Gericht in Medina wegen «Hexerei» zum Tod verurteilt. Sibats «Verbrechen»: Er präsentierte auf dem in Beirut beheimateten Satellitenkanal «Scheherazade» eine Sendung, in der er Anrufern Lebensberatung bot und ihnen die Zukunft vorhersagte.
Ein Berufungsgericht empfahl der ersten Instanz, das Urteil zu überprüfen und dem Angeklagten die Möglichkeit zu geben, seine «Tat» zu bereuen. Am 10. März jedoch bestätigte das Gericht in Medina das Todesurteil. Dieses soll nun offenbar vollzogen werden – wie in Saudi-Arabien üblich durch Enthauptung mit dem Schwert. Seine Anwältin May El-Khansa sagte gegenüber CNN, Sibats Familie sei entsprechend informiert worden.
König soll Hinrichtung stoppen
Die Anwältin appellierte an den libanesischen Regierungschef Saad Hariri und an Staatspräsident Michel Suleiman, sich für Sibat einzusetzen. Auch Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen haben sich des Falls angenommen: Sie verlangen vom saudischen König Abdullah, dass er die Hinrichtung stoppt. Ali Sibat sei einzig «für die friedliche Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäusserung verurteilt worden», hielt Amnesty in einer Mitteilung fest.
Ob die Hinrichtung tatsächlich bevorsteht, ist unklar. Marwan Zein, der libanesische Botschafter in Riadh, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er sei nicht informiert worden. Der Fall werde «immer noch vom Gericht beurteilt». Im streng islamischen Saudi-Arabien wird eine sehr strikte Auslegung der Scharia praktiziert, zahlreiche Delikte können mit dem Tod bestraft werden. Eine rechtliche Definition von Hexerei gibt es dabei laut BBC nicht, doch Horoskope und Wahrsagerei würden als unislamisch verurteilt. Gleichzeitig bestehe aber ein grosser Bedarf nach solchen Diensten, weil Aberglaube weit verbreitet sei.