Lotto-Betrüger klauen Identitäten

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Alte Tour, neues ZielLotto-Betrüger klauen Identitäten

Die Lotto-Mafia zielt neuerdings nicht nur auf Geld, sondern auch auf Ausweis-Kopien. Was harmlos klingt, birgt Ärger: Die Abzocker benutzen die Identitäten für krumme Geschäfte.

Amir Mustedanagic
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Amir Mustedanagic
Die Lotto-Betrüger wollen nicht nur Geld, manchmal reicht ihnen auch schon die Kopie eines Passes. Was harmlos klingt, birgt Ärger.

Die Lotto-Betrüger wollen nicht nur Geld, manchmal reicht ihnen auch schon die Kopie eines Passes. Was harmlos klingt, birgt Ärger.

Das Geschäft für Lotto-Betrüger ist hart geworden. Inzwischen wissen die meisten Schweizerinnen und Schweizer: Die Mails und Briefe mit den Versprechungen auf riesige Gewinne sind nichts anderes als eine fiese Abzocker-Methode. Doch wer denkt, dass die kriminelle Energie der Betrüger langsam abnimmt, der hat seine Rechnung ohne Frau «Anabelle Johanson» und ihr Kumpanen gemacht. Die höfliche Dame von der spanischen «Bank Lacoyga» hat Leser-Reporter Mark Müller (Name geändert) am Montag angerufen.

Wie immer bei solchen Betrugsversuchen schwärmte Frau Johanson dem Leser-Reporter von seinem Sieg und den hunderttausenden Franken vor, die auf ihn warten. Wie immer klang auch die gesamte Geschichte kurios, doch etwas war dieses Mal anders. «Die Frau wollte kein Geld», sagt Mark Müller. Sie habe weder Bearbeitungs-, Übersetzungs- oder die sonst vorgeschobenen Gebühren verlangt. Sie forderte nicht einmal Bankdaten oder andere heikle Informationen, sagt Müller. «Sie wollte einfach nur eine Kopie meiner ID.» Der Leser-Reporter liess sich trotz fehlender Geldforderung nicht locken und lehnte den Gewinn ab. Für ihn war klar: Das ist eine miese Abzocke. Doch seither beschäftigt ihn eine Frage: «Was wollten die Betrüger mit meiner ID-Kopie?»

Betrüger kriegen Geld, ID-Besitzer den Ärger

Für die Experten der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) ist die Antwort klar: «Die ID- und Pass-Kopien werden zur Vorbereitung anderer Betrugsmaschen benötigt», sagt SKP-Geschäftsleiter Martin Boess. Die Internet-Nutzer werden immer vorsichtiger und die Abzocke damit schwieriger. «Die Betrüger führen deshalb ihre Opfer mit den gestohlenen Identitäten beispielsweise beim falschen Autokauf in die Irre», sagt Boess. Verlangt der Käufer in so einem Fall eine gewisse Sicherheit, senden die Betrüger die erschlichene Kopie. Der Käufer glaubt, er verhandelt mit einer echten Person, überweist die bei dieser Masche üblicherweise verlangte Anzahlung und perfekt ist der Betrug.

Während die Betrüger mit dem Geld spurlos verschwinden, hat die Person auf dem erschlichenen Ausweis das Problem: Denn für den betrogenen Käufer ist klar, dass die Person auf dem Ausweis mit seinem Geld durchgebrannt ist. Oft kommt es deshalb zur Anzeige, sagt Boess. Im Durchschnitt melden sich vier Personen pro Jahr bei der SKP, deren Identität von Betrügern für ein krummes Geschäft missbraucht wurde. «Die Zahl liegt aber insgesamt deutlich höher», so Boess weiter. Die Ausweise erschwindeln sich die Abzocker nicht ausschliesslich mit der Lotto-Gewinn-Masche wie bei Leser-Reporter Mark Müller, manchmal machen sie das auch in Hotels, sagt Boess. Für die Schweizerische Kriminalprävention gibt deshalb den Rat: Kopien nur im äussersten Fall zu zulassen - vor allem aber niemals an Unbekannte zu schicken.

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