Piraten starten Rettungsaktion für Geiselnehmer

Aktualisiert

DreistPiraten starten Rettungsaktion für Geiselnehmer

Der Versuch der Seeräuber, mit gekaperten Schiffen zum Rettungsboot mit Geisel Richard Phillips zu fahren, ist vorerst gescheitert. Mehr «Erfolg» hatte eine andere Gruppe von Piraten, die ein italienisches Schleppschiff mit 16 Besatzungsmitgliedern in ihre Gewalt gebracht hat.

Über den Grund des Scheiterns der versuchten Hilfeleistung unter Seeräubern gibt es divergierende Angaben. Die Piraten berichteten, sie hätten das Rettungsboot, auf dem vier Piraten einen US-Kapitän festhielten, nicht gefunden.

Dagegen meldeten US-Medien, die Piraten hätten angesichts der Präsenz von mehreren US-Kriegsschiffen wieder abgedreht.

Die Piraten hatten sich am Samstag mit mehreren Schiffen, darunter den deutschen 20 000-Tonnen-Frachter «Hansa Stavanger» auf den Weg gemacht, um ihren Freunden beizustehen. Die «Hansa Stavanger» mit fünf deutschen und weiteren 19 Besatzungsmitgliedern aus anderen Ländern war vor rund einer Woche gekapert worden. Die von US-Kriegsschiffen bedrängten vier Seeräuber hätten entführte Frachter und sogenannte Mutterschiffe der Piraten zur Verstärkung angefordert. Die Schiffe in Piratenhand, darunter zwei gekaperte Frachter aus Taiwan und Griechenland, seien jedoch von der US-Marine blockiert worden.

Die Piraten wollten den deutschen 20 000-Tonnen-Frachter offenbar als eine Art Schutzschild zwischen das Rettungsboot und die amerikanischen Kriegsschiffe steuern. Am Samstag Abend lag die entführte «Hansa Stavanger» laut einem somalischen Gewährsmann wieder im somalischen Hafen Harardhere.

Lösegeld und freies Geleit

Die vier Piraten fordern für den Kapitän zwei Millionen Dollar Lösegeld und freies Geleit. Es sei geplant, US-Kapitän Phillips auf ein Piratenschiff in der Nähe der Piratenhochburg Garacad im Osten Somalias zu bringen, sagte Abdi Garad, einer der Anführer der Geiselnehmer, in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Verhandlungen über eine Übergabe des Kapitäns gegen Lösegeld steckten «in einer Sackgasse».

Für den Fall, dass sie von der US-Marine angegriffen werden sollten, drohten sie mit der Ermordung des 53-jährigen. Dem Boot ist der Treibstoff ausgegangen.

Piraten kapern italienischen Schlepper

Am Samstag haben Piraten im Golf von Aden mit dem Schlepper «Buccaneer» (Freibeuter) ein weiteres Schiff gekapert. Der unter italienischer Flagge fahrende 75-Meter-Schlepper gehört dem Unternehmen Micoperi Marine Contractors in Ravenna. An Bord sind 16 Mann Besatzung sein - zehn Italiener, fünf Rumänen und ein Kroate.

Das Aussenministerium in Rom sagte, es werde in dem Fall international abgestimmt vorgegangen. Der Schlepper war auf dem Weg von Singapur nach Suez. Die italienische Fregatte «Maestrale» soll auf dem Weg in die Krisenregion sein.

US-Marine mit verstärkter Präsenz

Ein US-Militärsprecher sagte, die Fregatte «USS Halyburton» mit Helikoptern an Bord habe inzwischen das andere amerikanische Kriegsschiff «USS Bainbridge» erreicht. Sie hätten nahe dem Boot mit dem entführten Kapitän Stellung bezogen. Ein drittes Kriegsschiff, die «USS Boxer» mit medizinischer Einrichtung an Bord, wurde ebenfalls in der Region südlich des Horns von Afrika erwartet.

Die Seeräuber hatten den unter US-Flagge fahrenden Frachter Maersk Alabama am Mittwoch angegriffen und waren mit Phillips in einem Beiboot geflohen. Der Frachter, der Hilfsgüter der UNO geladen hat, traf inzwischen unter Begleitschutz im kenianischen Mombassa ein.

Besatzung wehrt Angriff auf Frachter ab

Die Besatzung eines Massengutfrachters hat gleichentags im Golf von Aden einen Angriff somalischer Piraten abgewehrt. Nato-Vertreter an Bord des portugiesischen Kriegsschiffs «Corte-Real» berichteten, die Seeleute hätten die Angreifer mit Wasserschläuchen vertrieben.

«Sie suchen nun eine leichtere Beute», sagte ein Offizier. Während des Angriffs sei eine Granate auf das Schiff abgefeuert worden. Sie habe die Kabine des Kapitäns getroffen, sei aber nicht explodiert. Der angegriffene Frachter «MS Anatolia» fuhr unter der Flagge Panamas. Weitere Angaben zum Schiff wurden nicht gemacht.

Geisel durch französische Schüsse gestorben?

Ein Einsatz der französischen Armee zur Befreiung einer Yacht mit fünf Geiseln an Bord endete am Freitag tragisch. Der französische Besitzer der Segelyacht «Tanit» kam ums Leben, als Spezialkräfte das Schiff stürmten. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Mann durch Schüsse französischer Sicherheitskräfte starb, sagte Frankreichs Verteidigungsminister Hervé Morin dem Radiosender Europe 1. Er verteidigte den Einsatz trotzdem als «bestmögliche Entscheidung».

Die vier anderen auf dem Segelschiff festgehaltenen Geiseln, darunter der dreijährige Sohn des Getöteten, hatten den Einsatz körperlich unversehrt überstanden. Zwei Piraten waren getötet und drei weitere festgenommen worden.

Die französischen Behörden hatten zunächst Verhandlungen mit den Piraten aufgenommen. Dabei wurde laut Morin auch Lösegeld geboten. Die Seeräuber hätten aber alle Angebote zurückgewiesen und ihre Drohungen verstärkt.

Piraten lassen norwegisches Schiff frei

Am Freitag haben Piraten den norwegischen Tanker «Bow Asir» und dessen 27 Mann Besatzung freigelassen. Das 23 000 Tonnen grosse Schiff war zwei Wochen in der Hand der Seeräuber. Wie die Reederei Salhus Shipping AS mitteilte, ist der Kapitän Norweger, die Besatzung stammt von den Philippinen, aus Polen, Russland und Litauen.

Etwa 16 bis 18 Piraten hatten die «Bow Asir» am 26. März rund 400 Kilometer vor der somalischen Küste geentert. Die Reederei teilte nicht mit, ob Lösegeld gezahlt wurde. Nach einem Bericht der norwegischen Nachrichtenagentur NTB wurden 2,4 Millionen Dollar gezahlt. Mehr als ein Dutzend Schiffe waren Mitte der Woche in der Hand somalischer Piraten.

Quelle: SDA/AP

Kein Schweizer Schiff vor Somalia

Im von Piraten und Kriegsschiffen belagerten Golf von Aden vor der Küste Somalias befinden sich derzeit keine Schweizer Handelsschiffe. Beim Schweizerischen Seeschifffahrtsamt (SSA) liege keine Meldung über eine Durchfahrt vor, sagte SSA-Chef Reto Dürler am Samstag. Der Bundesrat hatte am vergangenen 25. Februar entschieden, dass sich die Schweiz mit Soldaten am militärischen Einsatz der EU gegen die Piraten am Horn von Afrika beteiligen wird. Laut Dürler lehnt eine Mehrheit von vier der insgesamt sechs Schweizer Reeder einen Soldateneinsatz auf Schweizer Schiffen nach wie vor ab. Die Schweizer Hochseeflotte besteht aus 35 Frachtern und Tankern. (ap)

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