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Haftbefehl von 2006SF-Chefreporter verhaftet

Christoph Müller, Chefreporter und Redaktionsleiter DOK des Schweizer Fernsehens (SF), ist am Freitag letzter Woche bei seiner Einreise in Thailand verhaftet worden. Er verbrachte eine Nacht in einem thailändischen Gefängnis.

Die thailändische Polizei habe Müller nach 24 Stunden in Haft gegen Kaution freigelassen, wie das Schweizer Fernsehen am Montag bekannt gab. Sie nahm Müller den Pass ab. Er darf Thailand nicht verlassen und muss den Behörden zur Verfügung stehen. Ein Einvernahme- oder Gerichtstermin ist nicht bekannt.

Wie Müller gegenüber dem «Blick» sagte, verbrachte er die Nacht in einer Einzelzelle, knapp zwei auf drei Meter gross. Er musste auf dem nackten Gefängnisboden schlafen. Essen hätte er von seinem Anwalt gekriegt.

Begründung offen

Der genaue Grund der Verhaftung und des gegen ihn vorliegenden Haftbefehls ist Müller bis heute nicht im Detail eröffnet worden. Der Haftbefehl stammt aus dem Jahr 2006 und basiert offensichtlich auf einer Anzeige wegen Verleumdung, die eine thailändische Organisation eingereicht hatte.

Auslöser der Vorwürfe dürfte laut Müller offenbar ein Bericht über einen in Thailand lebenden Schweizer sein, den er 2002 für die Sendung «Reporter» gedreht habe. Der gelernte Bierbrauer trat über Jahre in Asien als falscher Arzt auf und führte mehrere sehr umstrittene Hilfswerke, für die er in der Schweiz Spenden sammelte.

SF protestiert

«Wir verstehen die Verhaftung unseres Chefreporters nicht», sagte SF-Chefredaktor Ueli Haldimann. SF verlange von den thailändischen Behörden sofortige Aufklärung. «Wir protestieren gegen die Art und Weise der Verhaftung.»

Müllers Bericht sei einzig in der Schweiz ausgestrahlt worden. Deshalb verstehe SF nicht, wieso ein thailändisches Gericht überhaupt auf die Anzeige eintrete.

SF gewährt Christoph Müller vollumfänglichen Rechtsschutz. Auch die Schweizer Botschaft in Bangkok und das EDA gewähren Müller im Rahmen des konsularischen Schutzes Unterstützung. (sda)

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