SingapurSchweizer Sprayer droht brutale Prügelstrafe
Ein Schweizer hat in Singapur einen U-Bahn-Wagen versprayt und die Stadt in Aufruhr versetzt. Jetzt drohen ihm grausame Stockschläge und mehrere Jahre Knast.
Zuerst habe er den mit Stacheldraht gesicherten Drahtzaun durchgeschnitten, dann sei er auf die Geleise bei der Changi Station gestiegen und habe während 20 Minuten einen U-Bahn-Waggon versprayt. Dann sei er unerkannt verschwunden, berichtet die «Singapore Strait Times», die grösste Tageszeitung des Stadtstaates. Der Schweizer Sprayer ist schliesslich Ende Mai verhaftet worden, sagt ein Polizeisprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. «Wir können den Fall bestätigen. Wir stehen mit dem Schweizer in Kontakt und leisten konsularische Unterstützung», bestätigt EDA-Sprecher Georg Farrago die Festnahme gegenüber 20 Minuten Online.
Terrorangst wegen Sprayer
Was in der Schweiz höchstens eine Randnotiz wert ist, löst in Singapur Terrorangst aus. «Dieses Eindringen in das Depot bedeutet eine gravierende Sicherheitslücke», sagt ein Antiterrorexperte zur «Straight Times». Die Furcht vor Anschlägen kommt nicht von ungefähr: Vor wenigen Wochen entdeckten indonesische Spezialeinheiten bei muslimischen Extremisten Anschlagspläne für eine U-Bahn-Station in Singapur.
Dementsprechend beunruhigt sind die Singapurer. «Die Einheimischen können nicht verstehen, warum ausgerechnet ein Schweizer in die Sicherheitszone eingedrungen ist», sagt Marco Wagner, ein in Singapur wohnhafter Schweizer, zu 20 Minuten Online. Sprayereien seien in der asiatischen Metropole äusserst selten. «So etwas hat es hier noch nie gegeben», sagt Wagner.
«Der Hintern ist zerfetzt»
«Der Mann bekommt Prügel, Gefängnis und eine Busse», haben Arbeitskollegen zu Wagner gesagt. In der Tat, Singapur kennt mit Vandalen kein Pardon: Dem 33-jährigen Schweizer drohen neben Gefängnis und Geldbusse bis zu acht Stockschläge mit einem «Rattan», einem 1.2 Meter langen und 13 Millimeter dicken Stock – und zwar auf den blossen Hintern. Vandalismus wird in Singapur mit zwischen 3 und 8 Stockschlägen sowie bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft.
«Caning», eine äusserst schmerzvolle Strafe, ist in Singapur und Malaysia noch immer weit verbreitet. Alleine in Singapur wurden beispielsweise 2007 6404 Gefangene ausgepeitscht. Ein ehemaliger Gefangener schildert die grauenhaften Schmerzen nach 12 Stockschlägen: «Meine Pobacken brannten höllisch und sind anschliessend extrem angeschwollen. Ich konnte während einer Woche weder sitzen noch liegen. Mein Hintern war zerfetzt, ich konnte nicht mehr auf die Toilette.»
Prügelstrafe für US-Teenager sorgte für diplomatische Krise
Die brutale Strafe sorgte gar für diplomatische Verstimmungen zwischen Singapur und den USA: Michael Fay, ein amerikanischer Teenager, geriet 1994 in die internationalen Schlagzeilen, weil er trotz Appellen der USA mit mehreren Stockschlägen verprügelt wurde.
YouTube-Video: Schweizer besprayt in Singapur einen U-Bahn-Wagon
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