TerrorbekämpfungSicherheits-Kontrollen sind vor allem Show
Nach dem vereitelten Anschlag in Detroit wird der Ruf lauter, Flugpassagiere mit Bodyscannern zu überprüfen. Doch oft sind die Kontrollen auf den Flughäfen mehr Show als Security, wie der Journalist Jeffrey Goldberg im Selbstversuch beweisen konnte.
Der mutmassliche Al-Kaida-Terrorist Umar Faruk Abdulmutallab verfehlte sein Ziel nur knapp: Es war ihm gelungen, hochexplosiven Sprengstoff an Bord eines vollbesetzten Passagierflugzeugs zu schmuggeln. Doch statt einer verheerenden Explosion gab es nur einen Knall und etwas Rauch. Der 23-jährige Nigerianer wurde überwältigt und befindet sich jetzt im Gewahrsam der US-Behörden.
Umstrittene Nacktscanner
Wäre auf dem Flughafen von Amsterdam, wo Abdulmutallab den Airbus nach Detroit bestieg, ein Bodyscanner zum Einsatz gekommen, hätte man den Sprengsatz am Bein des Terroristen entdeckt, meinen Experten. Die britische Regierung will die umstrittenen Geräte denn auch «so schnell wie möglich» auf allen Flughäfen installieren, wie Innenminister Alan Johnson am Montag in einem Interview mit der BBC sagte. Es gelte, das richtige Gleichgewicht zu finden zwischen dem vorrangigen Schutz der Bevölkerung und deren Interesse, weiter ein normales Leben zu führen, führte Johnson aus.
Bisher sind die Nacktscanner in Europa nicht zugelassen, weil darin ein schwerwiegender Eingriff in die Intimsphäre der Reisenden gesehen wird: Die Geräte bilden die Körperumrisse klar ersichtlich ab und erstellen damit quasi ein Nacktfoto der Passagiere. Versuchsweise waren die Scanner schon auf mehreren europäischen Flughäfen im Einsatz; dabei mussten aber strenge Auflagen eingehalten werden. In Zürich wurde das Gerät ebenfalls getestet, aber nie an Passagieren, wie Jasmin Bodmer, Mediensprecherin am Flughafen Zürich, der SDA auf Anfrage sagte. «Der Bodyscanner ist für uns vorerst kein Thema.»
Mit dem «Beerbelly» durch die Kontrolle
Ohnehin gibt es nicht wenige Leute, die den stetig verschärften Sicherheitsmassnahmen auf den Flughäfen kritisch gegenüberstehen. Der amerikanische Journalist Jeffrey Goldberg beispielsweise bezeichnet die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingeleiteten Massnahmen als «Show»; als eigentliches «Sicherheits-Theater», das Reisende in Sicherheit wiegen solle und einzig dumme Terroristen fange. Um seinem diesbezüglichen Verdacht mehr Substanz zu verleihen, schmuggelte Goldberg über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder verdächtige Gegenstände an Bord von Flugzeugen oder passierte die Kontrollen mit gefälschten Dokumenten.
Natürlich tat er das nicht gänzlich unbehelligt: Immerhin viermal sei er für eine zweite, vertiefte Kontrolle ausgewählt worden, schrieb Goldberg im November 2008 im amerikanischen Magazin «The Atlantic». Und immerhin seien ihm eine Nagelschere und eine Dose Rasierschaum abgenommen worden; einmal sogar tatsächlich ein Taschenmesser. Dafür schmuggelte der Journalist einmal einen so genannten «Beerbelly» ins Flugzeug, eine Blase aus Kunststoff, die ursprünglich zu dem Zweck erfunden wurde, Bier in Sportstadien zu schmuggeln. Goldberg brachte darin problemlos die Menge von zwei Dosen Bud Light an Bord — immerhin fand die Security eine Flasche mit Wasser im Handgepäck, die sie denn auch diskussionslos beschlagnahmte.
Nur dumme Terroristen gehen ins Netz
Goldberg stellte sich bei seinen Schmuggelaktionen durchweg tollpatschig an und vermied nichts, was den Verdacht von Sicherheitskräften oder Mitreisenden hätte wecken können. So wedelte er beispielsweise auf der Toilette des Flughafens von Minneapolis mit einem Bündel von gefälschten Boardingpässen herum — ohne dass jemand sich darüber zu wundern schien. Auf dem La-Guardia-Flughafen von New York förderte eine Sicherheitsbeamtin eine Hisbollah-Flagge aus seinem Gepäck zu Tage, ohne dies zum Anlass zu nehmen, weitere Fragen zu stellen.
Nur ein dummer Terrorist werde heute noch versuchen, ein Messer an Bord eines Flugzeugs zu schmuggeln, meint Goldberg. Ein smarter Terrorist würde sich sein Messer aus frei erhältlichen, unverdächtigen Komponenten auf der Bordtoilette selbst basteln. Von all den Sicherheitsmassnahmen nach 9/11 hätten lediglich zwei das Fliegen wirklich sicherer gemacht: gepanzerte Cockpit-Türen und die Tatsache, dass die Passagiere nun wüssten, wie man Flugzeugentführer überwältigen könne.
Welche Erfahrungen haben Sie bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen gemacht? Schildern Sie sie uns im TalkBack! (dhr/sda)