Gratis-RundflugSwiss-Pilot: «Wir kehren um»
Sie hoben als Helden in Zürich ab, acht Stunden und eine Schlaufe später landeten die Passagiere des Swiss-Fluges LX16 als «Tubelis» wieder in Zürich. Die Geschichte eines kuriosen Rundflugs.

LX16-Passagierin Lena ist ein seltenes Foto vom Flugzeug-Bildschirm gelungen: Die Swiss-Maschine nach New York, welche über dem Atlantik umdreht.
Es sollte der grosse Tag für Lena* und ihre fünf Freunde werden. Zwei Monate hatten die Freunde auf den 27. Dezember und den Flug nach New York gewartet. Der grosse Traum: Silvester im Big Apple. Je näher der Abflug rückte, umso nervöser wurden die sechs Freunde allerdings. «In New York herrschte starker Schneefall und zahlreiche Flüge waren an diesem Montagmorgen bereits annulliert worden», erinnert sich Lena. Air France, British Airways und auch die Lufthansa hatten ihre Flüge nach New York bereits gestrichen, doch nicht die Swiss. Der Flug LX16 stand ordnungsgemäss auf dem Flugplan. «Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir es sahen», sagt Lena.
Beim Check-In, beim Warten, beim Boarding, selbst später im Flieger vergewisserten sich die Freunde immer wieder, dass der Flieger tatsächlich abheben würde. Die Antwort liess ihr Herz aufgehen: «Es hiess, der Flughafen sei im Moment geschlossen, er werde aber geöffnet, bis wir in New York ankommen würden», so Lena. Gemäss den Prognosen sollte im Big Apple dann sogar die Sonne scheinen. «Wir fühlten uns wie Helden.» Während alle anderen am Boden geblieben seien, starteten die sechs Freunde in Richtung Traum-Silvester durch.
«Die Leute konnten es kaum glauben»
Der Traum platzte allerdings jäh über dem Atlantik. «Nach über vier Stunden im Flieger sagte der Pilot plötzlich: ‚Wir kehren um!'», erinnert sich Lena. Das Wetter habe sich nicht gebessert und der Flughafen bleibe bis am Abend geschlossen. «So etwas habe ich weder je zuvor erlebt noch gehört.» Aus der ruhigen Stimmung an Bord und den vor sich her dösenden Passagieren sei im Nu ein nervöser Haufen geworden. «Die Leute konnten es kaum glauben, als die Maschine drehte und auf dem Bordschirm plötzlich das Flugziel wieder Zürich hiess (siehe auch Bild oben). Überall wurde geredet und getuschelt.» Der Pilot habe weiter erklärt, dass er einen alternativen Flughafen in Kanada habe anfliegen wollen, doch auch der sei aufgrund des starken Schneefalls gesperrt gewesen.
«Innerhalb von vier Stunden sind wir von Helden zu Tubelis geworden», sagt Lena. Statt eines Fluges nach New York gab es einen achtstündigen Rundflug. «Im Nachhinein wäre ich froh, sie hätten von Anfang an den Flug abgesagt. So haben wir acht Stunden einfach im Flugzeug verloren.» Vor allem für die vielen amerikanischen Passagiere sei es ein harter Schlag gewesen. «Die wollten natürlich alle nach Hause zu ihrer Familie.» Der Rückflug wurde entsprechend weniger gemütlich, sagt Lena: Zahlreiche Passagiere seien danach sehr ungeduldig geworden und hätten sich massiv genervt.
Nächstes Jahr soll es klappen
Dass eine Maschine umkehren muss, kommt gemäss der Swiss «gelegentlich vor» (siehe Infobox) - gerade in Ausnahmesituationen wie dem Wetterchaos der vergangenen zwei Wochen. Immerhin hat sich die Swiss aber äusserst kulant gezeigt, sagt Lena: «Noch im Flugzeug hat uns der Pilot mitgeteilt, dass der Flug zurückerstattet werde und wir ohne Zuschlag irgendwo in die USA fliegen könnten.» Was allerdings angesichts des anhaltenden Schneechaos ein schwieriges Unterfangen bleiben sollte. Lena und ihre fünf Freunde blieben jedenfalls in Europa: Statt in den Big Apple ging es zu Nessie nach Schottland. Trotz all der Strapazen wollen sie es im nächsten Jahr wieder versuchen. «Vielleicht schaffen wir es dann ein Stück weiter Richtung New York.»
*(Name geändert)
Swiss: «Umkehr kann gelegentlich vorkommen»
Die Swiss hat die Umkehr des Fluges LX16 bestätigt. «Wir sind davon ausgegangen, dass der Flughafen JFK geöffnet sein wird, bis die Maschine in New York ist», sagt Sprecherin Susanne Mühlemann. Statt wie angekündigt gegen 12 Uhr Ortszeit zu öffnen, sei der Flughafen allerdings bis Abends gesperrt worden. «Aufgrund des Wetterchaos gab es auch keine Ausweichmöglichkeiten, weshalb die Maschine umkehren musste», so Mühlemann, «wäre der Flughafen wie geplant geöffnet gewesen, wären die Passagiere sehr glücklich gewesen». Herrscht so aussergewöhnliches Wetter wie in den vergangenen zwei Wochen gibt es gemäss der Swiss «keine 100-prozentige Sicherheit», dass ein Flughafen rechtzeitig geöffnet wird oder immer noch offen ist, wenn die Maschine den Zielflughafen erreicht. Tatsächlich hat die Swiss am Sonntag zuvor beispielsweise alle Flüge nach Bosten gestrichen, weil es hiess, der Flughafen sei geschlossen. Die Lufthansa hingegen ist mit ihren Maschinen geflogen und konnte letztlich landen. «Dass eine Maschine umkehren muss», so Mühlemann, «kommt deshalb gelegentlich vor». In Ausnahmesituationen sei dies nicht zu verhindern und die vergangenen zwei Wochen sind gemäss der Sprecherin «sehr aussergewöhnlich» gewesen.