Um 23.14 Uhr brach das Flugzeug auseinander

Aktualisiert

Airbus-CrashUm 23.14 Uhr brach das Flugzeug auseinander

Die Funksignale von Flug 447 deuten auf dramatische letzte Momente hin. Eine brasilianische Zeitung listet eine Chronik der letzten Minuten auf: Es war ein schrittweiser Ausfall lebenswichtiger elektrischer Systeme bis zum wahrscheinlichen Auseinanderbrechen der Maschine in tausenden Metern Höhe.

Die Air-France-Maschine ist vor ihrem Absturz offenbar durch eine starke Gewitterfront geflogen. In den letzten dramatischen Minuten fielen dann nacheinander lebenswichtige Systeme an Bord der Unglücksmaschine aus. Das geht nach einem Bericht der brasilianischen Zeitung «O Estado de S. Paulo» aus den automatischen Funksignalen der Maschine hervor. Die Zeitung beruft sich auf Quellen bei Air France. Weder die Fluglinie noch die brasilianische Luftwaffe wollte den Bericht bestätigen.

Chronik der Funksignale

Die Zeitung druckte eine Chronik der Funksignale ab, die über das bisher Bekannte hinausgeht. Sollte sie sich als korrekt herausstellen, deutet sie darauf hin, dass Flug 447 in tausenden Metern Höhe auseinandergebrochen ist, als die Maschine durch einen gewaltigen Gewittersturm flog, wie ein Experte der Nachrichtenagentur AP sagte.

Dem Bericht zufolge schickte der Pilot gegen 23.00 Uhr Ortszeit (4.00 Uhr MEZ) ein manuelles Signal, dass der Airbus durch eine Region mit «CBs» flog: schwarze, elektrisch aufgeladene Wolken, die mit starken Winden und Blitzen einhergehen. Satellitendaten haben gezeigt, dass Gewitterwolken zu dieser Zeit bis zu 160 Stundenkilometer schnelle Sturmböen gegen die Flugrichtung der Maschine schickten.

Zehn Minuten später, um 23.10 Uhr, schickte das Flugzeug eine ganze Serie von Funkmeldungen, die darauf hindeuten, dass der Autopilot abgeschaltet und das Computersystem auf eine alternative Energieversorgung umgeschaltet wurde. Kontrollen, die für die Stabilität des Flugzeugs gebraucht werden, waren zu diesem Zeitpunkt bereits beschädigt. Ausserdem ertönte ein Alarmsystem, was dem Bericht zufolge auf eine weitere Verschlechterung der Flugsysteme hindeutet.

Drei Minuten später, um 23.13 Uhr, deuten weitere automatisch gefunkte Signale darauf hin, dass zwei weitere wichtige Systeme, mit denen die Piloten Geschwindigkeit, Höhe und Richtung überwachen, ausgefallen sind. Dann gibt es eine ganze Flut von anderen elektrischen Ausfällen in den Systemen, die den Hauptflugcomputer und die Tragflächen-Störklappen kontrollieren.

Die letzte Meldung kam dann, wie bereits bekannt, um 23.14 Uhr brasilianischer Zeit. Sie weist auf einen Abfall des Kabinenluftdrucks und einen Ausfall der Elektrik hin. Die Zeitung erklärte, dies könne einen plötzlichen Druckabfall bedeuten oder auch heissen, dass das Flugzeug schon in den Ozean stürzte.

Weitere Trümmerteile entdeckt

Militärflugzeuge haben am Mittwoch weitere Trümmerteile des Air-France-Airbus geortet. Der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Jobim teilte mit, amerikanische, französische und brasilianische Spezialflugzeuge suchten im Atlantik nach Trümmern des Airbus A330. Bisher seien 640 Kilometer nordöstlich der Inseln Fernando de Noronha in einem grossen Umkreis von 230 Kilometern Wrackteile gesichtet worden, darunter am Mittwoch ein sieben Meter langes Trümmerteil und ein 20 Kilometer langer Ölteppich. Auf Überlebende gebe es aber keine Hinweise, sagte ein Luftwaffensprecher, Oberst Jorge Amaral. Einen Tag zuvor wurden ein Flugzeugsitz, Treibstoffflecks, eine orangene Rettungsweste und weisse Trümmerstücke gesichtet.

Explosion ausgeschlossen

Jobim sagte, Ölspuren auf dem Wasser schlössen eine Explosion aus, weil es kein Feuer gegeben habe. Ein Terroranschlag wurde am Mittwoch sowohl von Frankreich als auch Brasilien und den US-Verteidigungsministerium ausgeschlossen. Die Bergung der Flugschreiber wurde von der französischen Ermittlungsbehörde unterdessen angesichts des bis zu 7000 Meter tiefen Ozeans fast schon aufgegeben; zudem werden französische Schiffe mit Spezial-Tiefsee-U-Booten wegen schlechten Wetters erst kommende Woche im Absturzgebiet eintreffen. Die Black Boxes senden 30 Tage lang Funksignale. Der französische Chefermittler Paul-Louis Arslanian sagte, er sei bezüglich der Bergung «nicht optimistisch».

Hier stürzte die Unglücksmaschine in den Atlantik$$VIDEO$$(Video-Quelle: Google Earth, Kommentar: Debby Galka)

(dapd)

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