Vater erklärt, «warum wir tot sind»

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AmoklaufVater erklärt, «warum wir tot sind»

Aus Frust über seinen Jobverlust ist ein US-Amerikaner Amok gelaufen und hat seine ganze Familie umgebracht. Nun gerät sein ehemaliger Arbeitgeber in arge Erklärungsnöte, denn der Vorschlag, er solle sich «das Hirn herausschiessen», kam von ihm.

Die Leichen der zweijährigen Zwillingsjungen lagen im Bett neben ihrer toten Mutter. In einem anderen Schlafzimmer wurden die fünfjährigen Zwillingsmädchen, ihre achtjährige Schwester und ihr lebloser Vater gefunden. Die Polizei im kalifornischen Wilmington machte die grausige Entdeckung, nachdem der Vater einen Brief an einen Fernsehsender geschickt hatte, in dem er von der «tragischen Geschichte» sprach.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der 40 Jahre alte Ervin L. seine fünf Kinder und seine Ehefrau erschoss und die Waffe dann gegen sich selbst richtete. Beide Eltern hatten erst kürzlich ihre Arbeitsstellen als Medizintechniker verloren. «Warum sollten wir unsere Kinder bei einem anderen lassen?», hiess es in dem Brief, den der Vater an den Fernsehsender KABC-TV faxte. Die Redakteure dort alarmierten die Polizei. Dort war inzwischen schon ein Notruf eingegangen, in dem ein Mann sagte: «Ich bin gerade nach Hause gekommen, und meine ganze Familie wurde erschossen.» Die Beamten vermuten, dass es sich bei dem Anrufer um den Vater handelte.

Die Polizei raste zu dem Haus in Wilmington, einer kleinen Gemeinde zwischen Los Angeles und Long Beach, und fand dort gegen 08.30 Uhr am Dienstagmorgen die sieben Leichen. Allen Opfern wurde in den Kopf geschossen, manchen mehrfach, wie die Gerichtsmedizin erklärte. Die Taten ereigneten sich offenbar zwischen Montagabend und Dienstagmorgen.

In dem Fax, in dem der Vater erklären wollte, «warum wir tot sind», schrieb er, seine Frau habe die Ermordung der Familie geplant. Polizeisprecher John Romero sagte, dennoch gelte Ervin L. als Verdächtiger. Neben seiner Leiche wurde ein Revolver gefunden.

Der Vater hatte drei seiner Kinder vor etwa eineinhalb Wochen aus der Schule genommen mit der Begründung, die Familie ziehe nach Kansas um. Direktorin Chrise Pounders-Caver sagte dem Sender KCAL-TV, L. habe sorglos gewirkt.

Streit mit Krankenhausverwaltung

Das Kaiser Permanente Medical Center West Los Angeles erklärte in einer Stellungnahme, L. und seine Ehefrau seien vor mehr als einer Woche entlassen worden. Dem Schritt sei eine interne Untersuchung vorausgegangen. Einzelheiten wurden nicht genannt. In seinem Fax deutete der Vater an, gegen die Eltern sei ermittelt worden, weil sie ihr Arbeitsverhältnis falsch dargestellt hätten, um Beihilfe zur Kinderbetreuung zu erhalten. Daraufhin habe ein Verwaltungsmitarbeiter dem Paar am 23. Dezember gesagt: «Sie hätten heute gar nicht zur Arbeit zu kommen brauchen. Sie hätten sich das Gehirn herausschiessen sollen.»

Der Vater schrieb weiter, die Eltern hätten sich bei der Personalabteilung beschwert. Ihnen sei sogar eine Entschuldigung angeboten worden, dennoch seien sie zwei Tage später entlassen worden. «Sie haben nichts gegen den Manager unternommen und nicht versucht, uns zu helfen, obwohl sie wussten, dass wir keine Arbeit haben und fünf Kinder unter acht Jahren.»

«Sie waren glücklich»

Das Krankenhaus erklärte, die Mitarbeiter seien sehr traurig angesichts des Briefes. Allerdings sei man sicher, dass nie jemand die Eltern aufgefordert habe, sich das Leben zu nehmen.

Den Nachbarn war die Verzweiflung der Eltern nicht aufgefallen. Brittney, acht Jahre, Jaszmin und Jassely, beide fünf, sowie Benjamin und Christian, zwei Jahre alt, hätten häufig im Garten gespielt. «Sie waren glücklich, sie haben Geburtstagsfeiern veranstaltet», sagte die Nachbarin Amanda García. «Die Kinder sind draussen immer Fahrrad gefahren.»

(AP/kle)

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