Würden Sie diesen Mann umarmen?

Aktualisiert

TV-SpotWürden Sie diesen Mann umarmen?

Behinderte werden ausgegrenzt und nicht beachtet. Mit einem provozierenden TV-Spot will Pro Infirmis Grenzen sprengen und Tabus aufzeigen.

von
Annette Hirschberg

Würden Sie einen Behinderten herzlich drücken und umarmen, der mitten auf einem Platz seine Arme ausbreitet? Bei einem kuscheligen, mannshohen Plüschbären stellt sich diese Frage gar nicht erst. Dies zeigt ein neuer TV-Spot von Pro Infirmis, der am Montagabend zum ersten Mal über den Bildschirm flimmert und 20 Minuten Online vor der Lancierung exklusiv zeigt.

Im Zentrum steht der 27-jährige Fabian. Mit acht Jahren hatte er mit seinen Eltern einen Autounfall, seither ist er stark behindert. Für den Spot liess er sich in ein Bärenkostüm stecken und stellte sich mit ausgebreiteten Armen auf einen Platz. Die Passanten warfen sich nach einigem Zögern dem Bären Fabian freudig an den Hals. Dass im Kostüm ein Mann mit Behinderung steckt, merkt niemand. Am Schluss zieht Fabian seine Maske aus und die Frage wird eingeblendet: «Müssen wir uns verkleiden, damit wir uns näher kommen?»

Für Mark Zumbühl, Leiter Kommunikation bei Pro Infirmis, ist diese Frage von grosser Bedeutung. Viele Betroffene erlebten genau das Gegenteil von dem, was Fabian als Bär passiert. «Sie werden ausgeschlossen von der Gesellschaft und das geht ihnen unter die Haut wie dieser Film.»

Frontal und emotional

Der TV-Spot provoziert, ohne zu empören. «Wir zeigen frontal und emotional Tabus auf und regen so zum Nachdenken an», sagt Mark Zumbühl, Leiter Kommunikation bei Pro Infirmis. Das sei genau das Ziel. In der Gesellschaft sei Behinderung immer noch ein zu grosses Tabu. «Aus Angst, aus Beschämung, aus Betroffenheit, die Gründe sind vielfältig.» Diese Barrieren gelte es abzubauen.

Der Spot will aber auch auf die Arbeit von Pro Infirmis hinweisen. Den neuen Slogan «Wir schaffen Behinderung ab», der am Schluss des Films eingeblendet wird, meint Pro Infirmis wortwörtlich. «Behinderungen gibt es für Behinderte überall: in Gebäuden, im Verkehr, in der Schule oder auf dem Arbeitsmarkt. Diese Behinderungen sollen nun abgeschafft werden», sagt Zumbühl.

Was Fabian über seinen Auftritt denkt, sehen Sie im Making-of:

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