HorrorunfallZug rast in Jugendliche - 13 Tote
Statt durch die Unterführung zu gehen, überquerten rund 40 Jugendliche auf einem Bahnhof bei Barcelona die Geleise. Mit fatalen Folgen.
Ihr Ziel war eine Strandparty, doch sie nahmen eine tödliche Abkürzung über die Gleise: Bei einem verheerenden Bahnunglück nahe Barcelona sind 13 Jugendliche ums Leben gekommen.
14 Menschen wurden schwer verletzt, drei von ihnen schweben in Lebensgefahr, wie die Notdienste am Donnerstag mitteilten. Die Opfer wurden im Bahnhof des katalanischen Ferienortes Castelldefels an der Costa Dorada nachts von einem Hochgeschwindigkeitszug erfasst, als sie mit Dutzenden anderen Menschen die Gleise überqueren wollten, um an den Strand zu gelangen.
Dort wollten sie nach altem Brauch an einem Fest zum Johannistag teilnehmen und die Sommer-Sonnenwende feiern. Der Namenstag des Heiligen Johannes am 24. Juni ist in vielen Teilen Spaniens ein Feiertag, in den die Menschen mit grossen Partys hineinfeiern.
Die Behörden machten die Opfer, die zwischen 16 und 26 Jahre alt waren, für den Unfall verantwortlich. Sie hätten leichtsinnig gehandelt, weil sie die Gleise überquerten anstatt die Unterführung zu nutzen, sagte der katalanische Regierungschef José Montilla.
Unterführung überfüllt?
Die Bahngesellschaft Renfe wies jede Schuld von sich: Seitens des Unternehmens seien alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten worden. Nach Aussagen von Überlebenden war die Unterführung wegen der Menschenmenge überfüllt. Andere erklärten, sie sei geschlossen gewesen. Renfe wies das zurück.
Der Zug habe ausserdem bei der Einfahrt in den Bahnhof mit einem Signalton gewarnt. Bürgermeister Joan Sau räumte ein, dass eine ebenfalls vorhandene Fussgängerbrücke wegen Bauarbeiten gesperrt war. Die Jugendlichen waren kurz vor Mitternacht in einem Nahverkehrszug aus Barcelona in Castelldefels eingetroffen.
Auf den Gleisen wurden sie dann von dem heranrasenden Schnellzug erfasst, der aus Valencia kam und nach Barcelona fuhr. Der Zug kam erst mehrere hundert Meter nach dem Aufprall zum Stehen. Der Lokführer steht unter Schock.
Identifizierung schwierig
Die Toten sind so entstellt, dass sie zunächst nicht identifiziert werden konnten. Unter ihnen sollen mehrere Einwanderer aus Lateinamerika sein. «Es war brutal. Es hörte sich an, als würde jemand Steine zermalmen, dabei waren es Menschen», erzählte der Besitzer des Bahnhof-Ladens bestürzt.
«Alles war voller Blut und Leichenteile», sagte ein Anwohner. Etwa 40 Krankenwagen und Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr eilten zu dem Unglücksort. Noch in der Nacht trafen auch erste Angehörige der Opfer ein. Der Zivilschutz brachte sie in eine Stadthalle der 62 000 Einwohner zählenden Gemeinde.
Dort wurden sie von Psychologen betreut. Die Region Katalonien ordnete Staatstrauer an. König Juan Carlos kondolierte den Angehörigen und sagte angesichts der Tragödie die Feiern zu seinem Namenstag ab.
Es war das schwerste Bahnunglück in dem südeuropäischen Land seit 2003. Damals waren nahe der zentralspanischen Stadt Chinchilla 19 Menschen beim Zusammenstoss zweier Züge getötet worden.
Der Ort des Unglücks: Der Bahnhof Platja de Castelldefels
(kle/sda/dapd)