Glacier-Express entgleistEin Toter und 42 Verletzte bei Zugunglück
Bei einem Zugunglück im Wallis ist eine Person ums Leben gekommen. 42 Personen wurden verletzt. Die Bahnlinie bleibt vorerst gesperrt.
Am Freitagmittag kurz vor 12 Uhr entgleisten zwischen Lax und Fiesch im Goms drei Waggons des Glacier-Express. Eine Person verstarb an der Unfallstelle, 42 Menschen wurden verletzt – 10 bis 12 davon schwer. Augenzeuge Rolf Gruber sass zum Zeitpunkt des Unglücks beim Mittagessen auf der Terrasse seines Restaurants «Gommerstuba». «Plötzlich hörte ich einen lauten Knall», sagt er zu 20 Minuten Online. Gruber schaute zur Eisbahnstrecke und sah, wie die letzten drei Wagen von der Zugskomposition des Zugs abgetrennt wurden. «Die Lokomotive und drei Wagen sind noch über die Brücke Richtung Fiesch gefahren, die hinteren drei Wagen entgleisten unmittelbar vor dem Viadukt», so Gruber.
Der hinterste Wagen kippte dabei Richtung Abhang und blieb beinahe auf dem Dach liegen. Von den entgleisten Wagen wurde er am stärksten beschädigt. Der zweithinterste Wagen kippte ebenfalls, während der dritthinterste, der Restaurant-Wagen, beinahe aufrecht stehen blieb. Die genaue Unfallursache war zunächst noch unklar. Eine Untersuchung wurde eingeleitet. Beim verunfallten Zug der Matterhorn-Gotthard-Bahn handelte es sich um eine neue Komposition, hiess es.
Zum Unfallzeitpunkt befanden sich im Zug rund 210 Fahrgäste, wie die Kantonspolizei Wallis an einer Medienkonferenz mitteilte. Bei den meisten Verletzten handelt es sich um Touristen aus Japan. Die Identität des Todesopfers konnte noch nicht geklärt werden. Der leitende Arzt sagte an der Medienkonferenz, dass die Kommunikation mit den japanischen Opfern während der Bergungsaktion fast unmöglich gewesen sei. Die Polizei hat eine Helpline eingerichtet (ausschliesslich für Angehörige der Opfer: 0848 112 117).
Sämtliche Rettungskräfte im Einsatz
Die Bergung, an der sich sämtliche Rettungskräfte des Kantons beteiligten, gestaltete sich wegen des steilen Geländes schwierig. Erst nach 15 Uhr waren sämtliche Opfer geborgen. Zahlreiche Opfer mussten mit langen Seilen an Helikoptern gerettet werden. Insgesamt standen 15 Ärzte, 30 Sanitäter, 30 Samariter sowie 70 Feuerwehrleute im Einsatz. Unterstützt wurden sie von mehr als 40 Polizisten des Kantons und der umliegenden Gemeinden. Den Rettungskräften standen elf Ambulanzfahrzeuge und neun Helikopter zur Verfügung - fünf der Air Zermatt, drei der Air-Glaciers und einer der Schweizerischen Rettungsflugwacht.
Im nahegelegenen Feriendorf Fiesch wurde eine Sammelstelle für die Verletzten eingerichtet, später wurden sie in regionale Spitäler eingeliefert. Care-Teams an verschiedenen Standorten betreuen die Opfer des Unglücks. Die Schwerverletzen wurden von den Hubschraubern ins Universitätsspital Lausanne geflogen. Für Angehörige der Opfer richtete der Krisenstab eine Hotline ein.
Zugbetrieb bleibt unterbrochen
Die Verantwortlichen der Matterhorn Gotthard Bahn zeigten sich am Freitagabend betroffen über den Unfall. Sie sprachen den Angehörigen des Todesopfers ihr tiefstes Beileid aus und den Verletzten ihr Mitgefühl. Als nächstes muss nun die Unfallursache geklärt werden. Dazu wurden bereits Experten der Untersuchungsstelle Bahnen und Schiffe des Bundes angefordert. Sie sollen die Walliser Kantonspolizei bei ihren Untersuchungen unterstützen.
Wie es zu dem Unfall kam, ist noch unklar. Helmut Biner, Kommunikationschef der MGB, schloss in der Sendung «10 vor 10» vom Schweizer Fernsehen SF aus, dass die hohen Temperaturunterschiede der letzten Tage die Gleise verformt haben könnten. «Wir gehen von technischen Ursachen in irgend einer Form aus», sagte er.
Aufgrund des Unfalls ist der Bahnverkehr zwischen Lax und Fiesch auf der Linie Brig-Andermatt weiterhin unterbrochen. Für die Reisenden stehen Ersatzbusse zur Verfügung. Noch ist unklar, wie lange es dauern wird, die Strecke für den Zugverkehr wieder herzustellen. Laut der Matterhorn Gotthard Bahn bleibt die Strecke, die nur einspurig befahrbar ist, sicher bis Samstag gesperrt. Wie es weiter geht, werde am Samstag entschieden, hiess es seitens der MGB.
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Engpass bei Blutkonserven befürchtet
Die Versorgung der vielen Verletzten des Zugunfalls im Wallis hat sich auch beim Blutspendedienst des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) ausgewirkt. Weil die Bestände ohnehin knapp sind, befürchtet der Blutspendedienst in den kommenden Wochen einen Engpass. Das Zugunglück, aber auch zahlreiche Verkehrsunfälle in den letzten Tagen habe die Lage weiter verschärft, wie das SRK in einer Mitteilung schreibt. Dadurch sei der Bedarf für Blut gestiegen. Besonders beim Blut der Gruppe 0 zeige sich aber wegen der Ferien- und Sommerzeit eine Knappheit.
Der Blutspendedienst ruft deshalb vor allem Personen mit dieser Blutgruppe auf, Blut zu spenden. Diesen Aufruf machte das SRK schon am Mittwoch. Die Blutgruppe 0 ist eine der häufigsten in der Schweiz; sie eignet sich für alle Empfänger. (SDA)