Nach Felssturz: Ruf nach mehr Geld für Sicherheit

Aktualisiert

Nach Felssturz: Ruf nach mehr Geld für Sicherheit

Mehrere gewaltige Felsbrocken stürzten gestern auf die Gotthardautobahn und erschlugen zwei deutsche Reisende in einem Auto.

Die Sicherheitsinstallationen werden nun zum Politikum. Der bislang folgenschwerste Felssturz auf dem Schweizer Nationalstrassennetz ging gegen 6.45 Uhr südlich der Güetligalerie in Gurtnellen auf die A2 und die Kantonsstrasse nieder. Es stürzten rund ein halbes Dutzend je 10 Kubikmeter grosse Felsbrocken ab. Dabei wurde ein deutsches Auto getroffen, das Richtung Süden unterwegs war.

Der Wagen ging in Flammen auf; die beiden Insassen wurden getötet. Ebenfalls getroffen wurden zwei LKWs auf dem Rastplatz Wiler. Ein Lastwagen kippte beim Aufprall eines Felsens auf die Seite. Die beiden Chauffeure, die in den LKWs sassen, blieben unversehrt.

Geologen überprüften die Anrissstelle – der Schadenplatz wurde um 14 Uhr für die Räumung freigegeben. «Das Gebiet hat bisher nicht als besonders gefährlich gegolten», sagte der Urner Baudirektor Markus Züst im «Rendez-vous» auf Radio DRS.

Politiker fordern nun Auskunft über die Sicherheitsinstallationen: «Die heutigen Vorkehrungen müssen überprüft werden», sagte SP-Nationalrat Peter Vollmer. Er fordert, dass der Verkehrskommission ein entsprechender Bericht vorgelegt wird. Vollmer: «Ein Felssturz auf eine Hauptstrecke dürfte nicht passieren.» Dass das Unglück in der Kommission thematisiert wird, verlangt auch SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner. Zudem müsse das Budget für den Unterhalt und Bau der Sicherheitsanlagen aufgestockt werden.

Cornelia Stauffer

Felsstürze mit Todesopfern sind eher selten

Felsstürze und Erdrutsche auf menschliche Siedlungen und Verkehrswege sind häufig, Todesopfer waren in den letzten Jahren aber nur wenige zu beklagen. Hier die schwerwiegendsten Ereignisse der letzten 15 Jahre:

14. Mai 2005: Ein Erdrutsch zerstört die einzige Talstrasse zwischen Gondo VS und Zwischbergen.

29. Nov. 2003: Ein Felssturz durchschlägt eine Schutzgalerie an der Grossen St. Bernhard-Strecke bei Sembrancher VS. Dabei kommt ein 18-jähriger Autofahrer ums Leben.

Sommer 2003: Die grosse Hitze lässt den Permafrost in den Alpen abschmelzen. Es kommt zu zahlreichen Steinschlägen und Erdrutschen, mehrere Alpinisten werden getötet. Am Matterhorn kommt es zu einem grossen Felsabsturz.

4. Jan. 2003: Der «Chüebalmtunnel» der A8 bei Iseltwald BE am Brienzersee wird durch einen Felssturz durchschlagen. Verletzt wird niemand. Mehrere Häuser in Iseltwald werden evakuiert.

12. Nov. 2002: Ein Felssturz fordert im Walliser Saasertal einen Toten und drei Verletzte.

1. Okt. 2002: Nach einem Felsturz in St. Niklaus VS werden rund 110 Einwohner evakuiert.

Mai bis Juli 2001: Mehrere Felsstürze richten in Felsberg GR beträchtliche Schäden an.

14. Okt. 2000: Ein Murgang reisst Teile des Dorfes Gondo VS am Simplon mit sich, 13 Menschen sterben.

4. Sept. 2000: An der Grimselpassstrasse stürzen bei Innertkirchen BE gegen 2000 Kubikmeter Fels zu Tale. Es wird niemand verletzt.

6. Aug. 2000: Bei einem Murgang oberhalb Grindelwald kommen ein Schweizer Bergführer und zwei US-Amerikaner ums Leben.

15. Aug. 1998: In der Bieler Taubenlochschlucht wird ein deutscher Knabe auf dem Wanderweg von herabfallenden Felsbrocken getötet, drei weitere Kinder werden verletzt.

April/Mai 1991: Randa VS wird durch mehrere Bergstürze von der Umwelt abgeschnitten.

Die schwersten Berg- und Felstürze der Schweiz in der Neuzeit waren jene von Elm GL (11. Aug. 1881, 116 Tote), Goldau SZ (2. Sept. 1806, rund 500 Tote), Plurs/Bergell GR (25. Aug. 1618, ca. 2000 Tote), und von Biasca TI (1514, ca. 600 Tote). (sda)

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