Täter sabotierte bereits einen Regionalzug

Aktualisiert

Anschlag auf KathedraleTäter sabotierte bereits einen Regionalzug

Der Brandstifter von Solothurn ist der Polizei bekannt: Der 61-Jährige sass bereits in U-Haft. Der Fall erinnert an den Amoklauf von Peter K. in Biel.

A. Mustedanagic
von
A. Mustedanagic

Der Brandanschlag auf die St. Ursenkathedrale in Solothurn wird immer spektakulärer. Der geständige Täter ist ein 61-Jähriger aus Olten. Der Schweizer ist gemäss den Behörden bereits polizeilich bekannt gewesen. Er hat 2009 versucht einen Regionalzug zum Entgleisen zu bringen. «Der Versuch war allerdings stümperhaft», sagte Staatsanwalt Martin Schneider vor den Medien, «der Mann hat sich danach selbst gestellt». Der 61-jährige Arbeitslose wanderte für einen Monat in U-Haft. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen versuchter Störung des Eisenbahnverkehrs und schwere Körperverletzung eingeleitet.

Verurteilt wurde er bisher offenbar nicht, weil es keine Opfer gab, wie es an der Medienkonferenz hiess. Der Mann wurde anschliessend dem kantonalen Amt für soziale Sicherheit gemeldet, welches eine psychiatrisches Gutachten in Auftrag gab. Obwohl sich der Mann immer wieder verschiedener Straftaten bezichtigte, kam der Psychiater zum Schluss der Mann habe «keine erheblichen Persönlichkeitsstörungen», wie Schneider vor den Medien ausführte. Deshalb hat es gemäss dem Staatsanwalt auch keine Massnahmen gegen den Brandstifter gegeben. «Jetzt wissen wir mehr, jetzt hat er wieder etwas gemacht», so Schneider weiter.

«Der Anschlag ist ein schweres Verbrechen»

Das Motiv des Brandanschlages auf die St. Ursenkathedrale ist weiterhin unklar. Gemäss den Behörden hat eine erste Einvernahme der Polizei keine eindeutigen Ergebnisse gebracht. Der Brandstifter hinterliess in der Kirche zwar ein Bekennerschreiben, gemäss dem Staatsanwalt ist es allerdings «wirr». «Er beklagte sich über die Behörden und Justiz darin - aber ein klares Motiv ist daraus nicht herauszulesen.» Die Parallelen zum Fall des Bieler Amok-Rentners sind kaum von der Hand zu weisen. Der renitente Peter K. hatte auch eine offene Rechnung mit den Behörden und fühlte sich ungerecht behandelt, weshalb er gemäss eigenen Angaben zuletzt zur Waffe griff.

Den 61-jährige Brandstifter war weniger wehrhaft. Er stellte sich der Polizei, welche ihn festgenommen hat. Der Staatsanwalt wird am Mittwoch voraussichtlich die Haft für den Mann beantragen. «Der Anschlag ist ein schweres Verbrechen gewesen», so Schneider. Sollte der Täter verurteilt werden, erwartet ihn eine happige Strafe. Auf Brandstiftung stehen mindestens 12 Monate Haft - maximal gar 20 Jahre.

St. Ursenkathedrale

Der Bau der heutigen St. Ursenkathedrale wurde 1763 vom Tessiner Architekten Gaetano Matteo Pisoni begonnen. Dem Neubau war der Einsturz des mittelalterlichen St. Ursen Münsters vorausgegangen. Nach Unstimmigkeiten mit den Bauherren, die zur Entlassung des Architekten führten, wurde der Bau durch Pisonis Neffe Paolo Antonio 1772 weitergeführt, wie das Bistum Basel auf seiner Homepage schreibt. Eingeweiht wurde die Kathedrale am 26. September 1773 durch den damaligen Bischof von Lausanne, Josef Niklaus von Montenach. Die Kirche hatte die Funktion als Stiftskirche für die Chorherren sowie als Pfarrkirche. Nach der Französischen Revolution und der Reorganisation des Bistums Basel durch Papst Leo XIII wurde Solothurn zum Bischofssitz, die Stiftskirche zur Kathedrale.

Die Kathedrale ist als Bischofskirche das geistliche Zentrum des Bistums Basel. Der Bischof feiert darin mit den Gläubigen die Gottesdienste der Hochfeste im Kirchenjahr. Für die Chrisam-Messe versammeln sich die Priester und Seelsorgenden mit dem Bischof jährlich zur Weihe der heiligen Öle. Darüber hinaus finden auch die Priester- und Diakonatsweihen sowie die Institutiones und Missiones hier statt. (rn)

Bischofsweihe gefährdet

In der St. Ursenkathedrale sollte am 16. Januar eigentlich Felix Gmür zum neuen Bischof des Bistums Basel geweiht werden. Nun steht die Weihe zum Nachfolger von Kurt Koch allerdings auf der Kippe. «Im Moment gibt es drei Varianten», sagt Dompfarrer Rutz, «entweder wir kriegen die Kathedrale rechtzeitig wieder hin, wir verschieben die Weihe an einen anderen Ort oder sagen sie ab». Der Entscheid sei noch offen und hänge stark von Entwicklungen in den kommenden Tagen ab.

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