Jet-Absturz im Engadin«Es hat normal geschneit»
Nachdem ein Business-Jet in Bever GR am Sonntag abgestürzt ist, wird darüber spekuliert, ob der Flughafen in Samedan die Piste wegen schlechter Sicht hätte schliessen müssen. Der Flughafen weist Vorwürfe zurück.
Nach dem Absturz eines Business-Jets mit zwei Toten am Sonntag weist die Flughafenbetreiberin des Oberengadiner Flughafens in Samedan Spekulationen zurück, die Sicht sei zu schlecht für Landungen gewesen. Medienberichte, die anderes behaupteten, seien falsch.
«Das Wetter war zwar nicht schön, aber es gab keinen Grund die Flugpiste zu schliessen», sagte Andrea Parolini, Mediensprecher der Flughafenbetreiberin Engadin Airport AG, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Alle Vorschriften und Richtlinien seien eingehalten worden.
Verschiedene Medien hatten nach dem Absturz der zweistrahligen und achtplätzigen Beechcraft Premier One Aussagen von Augenzeugen und Ortskundigen verbreitet, im Tal habe dichter Nebel und starker Schneefall geherrscht.
Die Tageszeitung «Die Südostschweiz» zitierte einen mit dem höchstgelegenen Flugplatz Europas scheinbar vertrauten Privatpiloten, wonach die Sichtbedingungen für die in Samedan üblichen Landungen nach Sichtflugregeln zu schlecht gewesen seien. Im Oberengadin diskutiere man bereits, weshalb der Flugplatz trotzdem offen gewesen sei.
Es herrschte regulärer Flugbetrieb
«Die Sicht betrug genügende drei bis vier Kilometer und es hat normal geschneit», widersprach Parolini. Auf dem Flugplatz habe den ganzen Tag regulärer Flugbetrieb geherrscht.
Zudem seien selbst kurz vor dem Absturz zwei andere Jets problemlos gelandet und unmittelbar nach dem Absturz ein weiteres Flugzeug normal gestartet. Den Piloten stelle der Flugplatz lokale Wetterdaten zur Verfügung, die jede Stunde, bei Wetteränderung aber jeweils sofort aktualisiert würden.
Wegen seiner von 3000er-Bergen umgebenen Lage auf 1707 Meter über Meer ist der Flugplatz laut Parolini zwar anspruchsvoller für Piloten als vergleichbare Flugfelder, aber nicht wirklich schwierig. Dem widerspricht der Chefredaktor des Schweizer Luftfahrtmagazins «Sky News.ch», Hansjörg Bürgi.
Einer der anspruchsvollsten Flughäfen weltweit
Samedan gelte als einer der anspruchsvollsten Flughäfen weltweit, sagte Bürgi im Interview mit Newsnetz.ch. Wegen der Höhe und der dünneren Luft hätten die Flugzeuge weniger Leistung und weniger Auftrieb. Hinzu kämen die hochalpine Topografie und spezielle Windverhältnisse. Für rasche Manöver brauche es genügend Leistung.
Das sei aber eher bei kleinen Propeller-Maschinen ein Problem, kaum bei Jets, zu denen auch das verunglückte Flugzeug gehörte. Jets sind in Samedan für 15 Prozent der rund 20 000 jährlichen Flugbewegungen verantwortlich. Meistens handelt es sich um kleine und mittlere Businessjets, welche die gutbetuchte Klientel ins mondäne St. Moritz bringen.
Die 1800 Meter lange und 40 Meter breite Piste erlaubt aber selbst Landungen und Starts von kleineren Linienflugzeugen mit über 100 Sitzplätzen, wie der Boeing 737 oder dem Airbus A318. Solche Flugzeuge sind gemäss Flughafensprecher Parolini aber die grosse Ausnahme. (sda)