Neue SicherheitsauflagenBAZL untersucht Airport Samedan
Nach dem Absturz eines Businessjets beim Flugplatz Samedan ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) tätig geworden. Der Flughafen hat bereits Massnahmen getroffen.
Noch vor Weihnachten will das BAZL entscheiden, ob es dem Airport Samedan neue Auflagen zur Steigerung der Sicherheit machen wird. Die Flugplatzbetreiberin sei informiert, sagte Daniel Göring, Medienverantwortlicher des Bundesamtes, am Montag zur Nachrichtenagentur SDA. Eine erste gemeinsame Sitzung werde demnächst stattfinden.
Nicht jeder Flugunfall führe automatisch zu einer Analyse des Betriebes eines Flughafens, erklärte Göring. Aussergewöhnlich sei das Vorgehen aber nicht. Es komme auf die jeweiligen Umstände eines Unglücks an.
Die Analyse durch das BAZL läuft parallel zur Untersuchung des Büros für Flugunfalluntersuchungen (BFU), das sich ausschliesslich mit dem Absturz des Businessjets befasst.
Der Flughafen hat bereits von sich aus gehandelt und in Absprache mit dem BAZL seine Auflagen an die Piloten verschärft, wie der Engadin Airport gegenüber der Fernsehsendung «Schweiz Aktuell» sagte. In Samedan dürfen ab Dienstag nur noch Piloten landen, die mit dem Flughafen vertraut sind und einen Online-Test bestanden haben. Die Verschärfung gilt für Piloten von Jets und mehrmotorigen Maschinen.
Bei dem Absturz am Dorfrand von Bever starben die beiden Besatzungsmitglieder des Flugzeugs. Es handelt sich um deutsche Staatsbürger, der Pilot war 48, der Copilot 29 Jahre alt.
Airport: Sicht ausreichend
Die Flughafenbetreiberin des Oberengadiner Flughafens in Samedan wies Spekulationen zurück, die Sicht sei zu schlecht für Landungen gewesen. Medienberichte, die anderes behaupteten, seien falsch.
«Das Wetter war zwar nicht schön, aber es gab keinen Grund die Flugpiste zu schliessen», sagte Andrea Parolini, Mediensprecher der Engadin Airport AG, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Alle Vorschriften und Richtlinien seien eingehalten worden.
Verschiedene Medien hatten nach dem Absturz der zweistrahligen und achtplätzigen Beechcraft Premier One Aussagen von Augenzeugen und Ortskundigen verbreitet, im Tal habe dichter Nebel und starker Schneefall geherrscht.
Die Tageszeitung «Die Südostschweiz» zitierte einen mit dem höchstgelegenen Flugplatz Europas scheinbar vertrauten Privatpiloten, wonach die Sichtbedingungen für die in Samedan üblichen Landungen nach Sichtflugregeln zu schlecht gewesen seien.
Regulärer Flugbetrieb
«Die Sicht betrug genügende drei bis vier Kilometer und es hat normal geschneit», widersprach Parolini. Auf dem Flugplatz habe den ganzen Tag regulärer Flugbetrieb geherrscht.
Zudem seien selbst kurz vor dem Absturz zwei andere Jets problemlos gelandet und unmittelbar nach dem Absturz ein weiteres Flugzeug normal gestartet. Den Piloten stelle der Flugplatz lokale Wetterdaten zur Verfügung, die jede Stunde, bei Wetteränderung aber jeweils sofort aktualisiert würden.
Wegen seiner von 3000er-Bergen umgebenen Lage auf 1707 Meter über Meer ist der Flugplatz laut Parolini zwar anspruchsvoller für Piloten als vergleichbare Flugfelder, aber nicht wirklich schwierig.
Die 1800 Meter lange und 40 Meter breite Piste erlaubt selbst Landungen und Starts von kleineren Linienflugzeugen mit über 100 Sitzplätzen, wie der Boeing 737 oder dem Airbus A318. Solche Flugzeuge sind gemäss Flughafensprecher Parolini aber die grosse Ausnahme.
Einer der anspruchsvollsten Flughäfen weltweit
Hansjörg Bürgi, der Chefredaktor des Schweizer Luftfahrtmagazins «Sky News.ch», widerspricht dem Flughafensprecher. Samedan gelte als einer der anspruchsvollsten Flughäfen weltweit, sagte Bürgi im Interview mit Newsnetz.ch.
Wegen der Höhe und der dünneren Luft hätten die Flugzeuge weniger Leistung und weniger Auftrieb. Hinzu kämen die hochalpine Topografie und spezielle Windverhältnisse. Für rasche Manöver brauche es genügend Leistung.
(sda)