Frist abgelaufen, Müll-Terrorist bleibt

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BürglenFrist abgelaufen, Müll-Terrorist bleibt

Die Ademajs müssten bis heute 18 Uhr ihre Wohnung in Bürglen räumen, machen jedoch keine Anstalten. Noch wartet der Vermieter aber mit der Zwangsräumung ab.

Murtez und Zize Ademaj vor ihrem Müllberg im Garten im September 2010.

Murtez und Zize Ademaj vor ihrem Müllberg im Garten im September 2010.

Ein klares «Nein» erhält man, wenn man bei der Familie Ademaj in Bürglen anruft. Worauf sich die Absage bezieht, ist dem Wortschwall, der einem aus dem Hörer entgegen geschleudert wird, nicht zu entnehmen. Kurz darauf ist die Leitung tot. Es ist aber anzunehmen, dass die fünfköpfige Familie auch heute Abend um 18 Uhr noch in ihrer Wohnung an der Bahnhofstrasse 15 in Bürglen sitzt – obwohl sie damit gegen das Gesetz verstösst. Das Bezirksgericht Weinfelden hat den Ademajs diese Frist gesetzt, um ihre Wohnung zu räumen.

Die Kosovaren haben ihr Aufenthaltsrecht an der Bahnhofstrasse verwirkt, nachdem sie den ganzen Sommer lang ihren Müll aus Protest im eigenen Garten entsorgten.

Protest wurde zum Bumerang

Die Ademajs wollten damit ein Zeichen setzen gegen den Entscheid der Gemeinde Bürglen, sie nicht einzubürgern. Das Resultat: Der Vermieter hat ihnen gekündigt und sie erhielten Drohungen aus der ganzen Schweiz, nachdem ihre Geschichte in den Medien bekannt worden war.

Dabei hat Familienoberhaupt Murtez Ademaj viel Erfahrung mit Protesten und Drohungen. Jede Korrespondenz mit der Gemeinde schickt der 55-jährige IV-Rentner auch an den Europäischen Gerichtshof, Bundesräte, Botschaften und die Menschenrechtskonvention. Die Reaktion der Gemeinde auf das Gebaren: «Wir bürgern niemanden ein, der seine Wünsche mit Drohungen durchsetzen will», sagt Gemeindeammann Armin Eugster.

Jetzt droht die Zwangsräumung

«Befinden sich die Ademajs am Abend des 10. Dezembers noch in der Wohnung, machen sie sich strafbar», sagt der Weinfelder Gerichtspräsident Pascal Schmid. Er hatte auf Antrag des Vermieters die Ausweisung aus der Wohnung in Bürglen gutgeheissen. Ziehen die Ademajs nicht aus, darf der Vermieter ab Freitagabend 18 Uhr die Wohnung polizeilich räumen lassen.

«Das wäre aber das letzte Mittel», sagt Bruno Lanter, Vertreter des Hausbesitzers. Zunächst hoffe man auf die Vermittlung eines kosovarischen Vereins, der sich offenbar der Familie angenommen hat. «Wir warten noch ab, was sich aus diesen Bemühungen ergibt», so Lanter. So lange bleibe das «Gewehr bei Fuss».

Zwangsräumung ist teuer

Lanters Zurückhaltung ist verständlich. Er weiss, dass eine Zwangsräumung eine teure Angelegenheit ist. Der Vermieter muss nicht nur die Arbeit der Polizei bezahlen, er muss auch noch die Unterbringung der Möbel und Besitztümer der Familie in einer Einstellhalle finanzieren. Die Chancen, dass Familie Ademaj die Kosten zurückbezahlt, stehen schlecht. Denn die IV-Rente von Murtez Ademaj ist nicht pfändbar.

Der Familie droht auch von anderer Seite her Ungemach: Gemeindeammann Armin Eugster hat eine Überprüfung der IV-Rente von Murtez Ademaj veranlasst. Die fünfköpfige Familie erhält 6300 Franken monatlich, weil Ademaj 2005 als psychisch krank eingestuft wurde. Der Gemeindeammann nimmt kein Blatt vor den Mund: «Ich kläre ab, was ich machen kann, um Ademaj loszuwerden», sagte er gegenüber den Medien. Eugster ist deswegen bereits mit dem Bundesamt für Migration in Kontakt. Am liebsten möchte er die Kosovaren nämlich des Landes verweisen lassen.

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