DRS1 verbannt Volksmusik
Schweizer Radio DRS 1 verstärkt ab dem kommenden Jahr seine Informations- und Hintergrundsendungen und bringt mehr Hörspiele. Volkstümliche Musik wird indes nicht mehr auf dem ehemaligen Radio Beromünster zu hören sein.
Die volkstümliche Klänge sind ab Februar 2008 ausschliesslich auf DRS Musigwälle zu hören, wie am Mittwoch an einer Medienkonferenz bekannt gegeben wurde. Althergebrachte Sendungen wie die Gratulationen oder die «Fiirabigmusig» werden von DRS 1 auf den nur über DAB und Kabel empfangbaren Sender verschoben.
Ausgebaut werden im Gegenzug die Informations- und Hintergrundsendungen auf DRS 1. Die Sendung «Espresso» wird um zehn Minuten verlängert, und die Nachrichtensendung «Heute Morgen» wird nicht mehr nur werktags, sondern neu auch am Samstagmorgen über den Äther gehen.
Kindersendung und Dienstagabenddiskussion länger
Im Weiteren wird ab Februar am Samstagmittag ein regionales Wochenmagazin ausgestrahlt. Weil diverse Sendungen auf DRS Musigwälle verschoben werden, gibt es auch andere Änderungen im Programmraster des ersten Senders: So wird die Kindersendung bereits um 19 Uhr beginnen und eine ganze statt nur eine halbe Stunde dauern.
Am Montagabend wird ein einstündiges Hörbuchmagazin ins Programm aufgenommen. In «Treffpunkt Leben» werden täglich zwischen 9 und 11 Uhr gesellschaftliche Themen angeschnitten. Ausgebaut wird auch die Sendung «Doppelpunkt Forum» am Dienstagabend, die neu zwei Stunden dauern und die Tradition grosser Radiodiskussionssendungen wiederaufleben lassen soll.
Vom individualisierbaren Internetangebot abgrenzen
Mit den neuen Programmelementen hegt Schweizer Radio DRS die Absicht, die Stärken von DRS 1 und dem Medium Radio im Allgemeinen hervorzuheben, wie Christoph Gebel, Programmleiter des Senders, sagte. «Das Radio muss sich heute über Inhalte und seinen Live- Charakter von individualisierbaren Angeboten im Internet abheben.»
Gebel zeigte sich froh darüber, dass die DAB-Technologie es ermögliche, die DRS Musigwälle zu einem Vollprogramm auszubauen. So könne das Programm von DRS 1 weiter entschlackt werden. Radio- Direktor Walter Rüegg stellte die Verlagerung der vokstümlichen Sendungen auf DRS Musigwälle in einen grösseren Zusammenhang: Es gelte, die zukünftig sechs Programme von Radio DRS klar zu positionieren.
Durch Umstrukturierung finanziert
Auf DRS Musigwälle werden auch nach dem Ausbau zum einem eigenen Sender weiterhin die Nachrichtensendungen von DRS 1 zu hören sein. Neben den Gratulationen und der «Fiirabigmusig» wechseln auch zwei Wunschkonzerte, die Sendung «Schwiizer Muusig» am Samstagnachmittag und die Live-Sendung «Zoogä-n-am Boogä» auf die DRS Musigwälle.
Finanziert wird der Programmausbau auf den beiden Sendern mit den internen Umstrukturierungen der letzten Jahre, wie Rüegg erklärte. Kosten wird der Ausbau rund 1 Million Franken, dazu wird für die DRS Musigwälle für 1,5 Millionen Franken ein Studio gebaut. Ausserdem werden rund 10 Personen neu eingestellt.
Volkskulturverband unzufrieden mit Änderung
Volksmusikfreunde sind nicht glücklich über die Verschiebung der volkstümlichen Sendungen von Radio DRS 1 auf den DAB-Sender DRS Musigwälle. «Ich finde das keine gute Sache», sagte Hanspeter Gautschin von der IG Volksmusik auf Anfrage der SDA.
Der Geschäftsführer des Dachverbandes der Volkskultur- und Brauchtumsverbände ist der Meinung, dass der Volksmusik auf DRS Musigwälle weniger Gewicht beigemessen werde, als wenn diese auf DRS 1 gespielt würde. Aus Sicht der Volkskulturschaffenden wäre eine Präsenz auf dem meistgehörten Sender der Schweiz wichtiger.
Im Weiteren kritisiert Gautschin das derzeitige Musikprofil von DRS Musigwälle. Dieses habe heute ein Schwergewicht beim volkstümlichen Schlager. Der habe mit Volksmusik aber wenig zu tun. Eine Vermischung der beiden Stile auf demselben Spartensender vermindere den Wert authetischer Volksmusik.
Pro Senectute: Technische Entwicklung nicht verteufeln
Von der Verschiebung der volkstümlichen Sendungen von DRS 1 auf die DRS Musigwälle sind zu einem grossen Teil ältere Hörerinnen und Hörer betroffen. Bei der Pro Senectute will man sich der technischen Entwicklung beim Radio aber nicht verschliessen.
Katja Schori, Kommunikationsverantwortliche der Pro Senectute Schweiz, meinte auf Anfrage der SDA, dass die Problematik der von Radio DRS angekündigten Programmumgestaltung einzig darin liege, dass ein Wechsel beim Programm gleichzeitig mit einer technischen Neuerung verknüpft werde.
So müssten Hörerinnen und Hörer, die sich seit Jahren an gewisse Sendezeiten gewöhnt hätten, nicht nur ihre Gewohnheiten ändern, sondern zusätzlich auch noch einen neuen Radio erwerben. Der technischen Entwicklung dürfe man sich aber keineswegs verschliessen, sondern dafür sorgen, dass auch die ältere Bevölkerung an deren Vorteilen teilhaben könne.
Schori erachtet die neue Programmstruktur bei Radio DRS als eine Aufwertung der DRS Musigwälle. Allerdings gelte es, die Hörer der Musigwälle, die ein DAB-Radiogerät kaufen wollen oder müssen, beim Kauf transparent zu informieren. (sda)