Zoff unter den Muslimen«Irgendwann laufen sie in den Hammer»
Plötzlich standen Teile des radikalen Zentralrats um Nicolas Blancho in einer Sitzung der gemässigten Muslime. Nun warnt deren Präsident den Zentralrat.

«Provokant und arrogant»: Präsident Nicolas Blancho (l.) und Pressesprecher Patric Illi vom Islamischen Zentralrat der Schweiz.
Jetzt ist der Streit unter den muslimischen Verbänden offenkundig: Nach einem Gespräch am Sonntag bezieht die gemässigte Föderation der islamischen Dachorganisationen (FIDS) Stellung gegen den Islamischen Zentralrat IZRS, ein Verein radikaler Konvertiten. «Wir sind weder mit den Methoden, noch mit inhaltlichen Positionen des IZRS einverstanden», sagt FIDS-Präsident Hisham Maizar. Deshalb wolle die Fids noch «in diesem Monat öffentlich und klar Position gegenüber dem IZRS beziehen».
Der Graben ist tief: Es wird laut Maizar keine weiteren Gespräche mehr geben. «Der IZRS ist der Schweizer Arm von Pierre Vogel und versucht sich hier auszudehnen», sagt Maizar. Der radikale Prediger Vogel aus Deutschland machte mit seinen Auftritten in der Schweiz Schlagzeilen. Die Föderation der islamischen Dachorganisation will deshalb eine Warnung vor solchen Predigern an alle Verbände und Moscheen senden. «Unsere Moscheen dürfen nicht zum Ort der Propaganda werden.»
Plötzlich stand Illi vor der Tür
Das Treffen am Sonntag kam unter sonderbaren Umständen zustande. «Das Gespräch mit dem IZRS war weder traktandiert noch hatten wir sie eingeladen», sagt Maizar gegenüber 20 Minuten Online. Es habe sich um eine reguläre Sitzung des FIDS gehandelt. Um 12 Uhr ist laut Maizar Patric Illi, inzwischen besser bekannt unter dem Namen Abdel Azziz Qaasim Illi, mit vier Begleitern vor der Tür gestanden. «Wir haben dann die Sitzung unterbrochen und ihnen Gelegenheit gegeben sich vorzustellen», sagt Maizar. Woher der IZRS von der Sitzung erfahren hatte, will der Fids-Präsident nun herausfinden. Illi wollte gegenüber 20 Minuten Online keine Stellung nehmen. «Solche Unterhaltungen sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt», sagte er am Sonntag noch gegenüber der «Aargauer Zeitung».
Was der radikale IZRS am Treffen gesagt haben soll, erzählt Maizar gegenüber 20 Minuten Online: «Die alten Verbände haben ausgedient, ihr habt keinen Bezug zur Basis mehr», soll Illi den wichtigsten Vertretern der muslimischen Organisationen vorgeworfen haben. Das Wachstum der Gruppe und das tägliche Interesse der Medien führte Illi gemäss Maizar als Argumente für einen von ihm gewünschten Generationenwechsel bei den muslimischen Verbänden an.
Forderung nach Parallelgesellschaften
Tatsächlich gelingt dem IZRS die mediale Inszenierung bestens mit Demonstrationen und Auftritten von radikalen Predigern wie Pierre Vogel oder Abu Anas. Ihre Auslegung des Islams nach saudi-arabischem Vorbild prägt seit Wochen die Schlagzeilen über Muslime in der Schweiz. Mit ihrer Forderung nach einer Parallelgesellschaft sorgen sie für Verunsicherung.
Mit diesem Verhalten kann Maizar nichts anfangen: «Wir sind weder mit ihren Methoden noch mit inhaltlichen Positionen einverstanden.» Sie haben deswegen keinen Platz in der Organisation, sagt Maizar. «Es gibt weder eine Zusammenarbeit noch irgendwelche gemeinsamen Pläne.» Mit provokantem und arrogantem Auftreten versuche man Stimmung zu schüren und junge Muslime um sich zu schüren, so Maizars Vorwurf. «Diese Leute haben nichts erreicht und nichts aufgebaut für die Muslime in der Schweiz.» Sie seien an die Öffentlichkeit gegangen, als sie die Chance witterten, ihre Propaganda zu verbreiten. Deshalb warnt Maizar den IZRS: «Irgendwann laufen sie in den Hammer.»
Trotz der harten Kritik hat Maizar die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Sollte der IZRS zur Besinnung kommen und auf eine moderatere Position umschwenken, will er das Gespräch nochmals aufnehmen. Wenn die Fids die Türen für immer schliessen würde, dränge man den IZRS nur noch mehr in die Radikalität, so Maizar. «Der Ball liegt nun aber ganz bei ihnen. Wir werden sehen, für welchen Weg sie sich entscheiden.»