GesetzeslückeChat-Pädophile: Bund soll handeln
Dass die Polizei nicht mehr verdeckt gegen Chat-Pädophile ermitteln kann, sorgt schweizweit für Empörung. Nun greifen Politiker ein: Sie fordern die Rückgängigmachung der Gesetzesänderung.

Kinder sollen besser vor den Gefahren im Netz geschützt werden. (Bild: colourbox.com)
Die Reaktionen auf den Artikel in der gestrigen 20-Minuten-Ausgabe waren gewaltig: «Warum schützt man in diesem Land andauernd die Täter?», fragt Leser Reto M.«Macht sofort etwas! Los!», fordert User Roger.
Politiker haben diesen Weckruf bereits gehört: FDP-Nationalrätin Doris Fiala fordert, dass der Bund die Gesetzesänderung per sofort rückgängig macht. «Die Polizei muss weiterhin verdeckt ermitteln können. Sonst lachen sich die Täter ins Fäustchen.» SP-Nationalrat Daniel Jositsch hat dasselbe Ziel: Er will, dass Chat-Polizisten nicht mehr als verdeckte Ermittler gelten – und wieder erlaubt sind. Sein Vorstoss wird aber frühestens 2012 umgesetzt. «Wir müssen mit einem Vakuum von mindestens einem Jahr rechnen.»
Schneller könnte die Politik auf kantonaler Ebene handeln: Der Kanton Schwyz etwa hat seine Polizeiverordnung bereits angepasst, verdeckte Ermittler sind dort auch 2011 erlaubt. Der Kanton Zürich, der am härtesten gegen Pädophile vorgeht, soll folgen: Die Zürcher CVP verlangt in einer Initiative, dass die Polizei im Internet weiterhin gegen Pädophile ermitteln kann. Jositsch fordert hingegen eine Bundeslösung: «Dass jeder Kanton das Problem selbst lösen soll, ist absurd.» Dasselbe findet Fiala: «Es geht um die Sicherheit, da muss der Föderalismus hinten anstehen.»
Ob das Problem damit gelöst ist, ist fraglich. Die Zürcher Stapo hat im laufenden Jahr neun Chat-Pädophile verhaftet. «Für mehr Verhaftungen haben wir schlicht nicht genügend Spezialisten», sagt Stapo-Medienchef Marco Cortesi. Der Kinderschutz Schweiz fordert deshalb zusätzlich, dass die Polizei im Kampf gegen Pädophile mehr Ressourcen erhält.
So schützen Sie Ihr Kind
Die Stiftung Kinderschutz Schweiz und die Beratungsstelle Elternet.ch geben Eltern folgende Tipps zum Schutz der Kinder im Internet:
Nehmen Sie sich die Zeit, Ihr Kind beim Surfen zu begleiten.
Generelle Chat-Verbote sind kontraproduktiv.
Persönliche Informationen wie Adresse, Nachnamen oder Wohnort gehören nicht in den Chat.
Treffen mit Bekanntschaften aus dem Internet nur in Begleitung einer erwachsenen Vertrauensperson.
Klären Sie Ihr Kind altersgerecht über Risiken und Gefahren im Internet auf.
Schaffen Sie Vertrauen und geben
Sie Ihrem Kind die Sicherheit, dass es sich mit jeder Situation an Sie wenden kann.
Falls doch etwas passiert: keine Schuldzuweisungen an das Kind. Der Schutz von Kindern ist Aufgabe der Erwachsenen.