Schnelleres Internet«Wir werden die 100 Mbit/s knacken»
Cablecom rüstet auf: Sie reagiert auf den Netzausbau von Swisscom und den Elektrizitätswerken. Die Kabelnetzbetreiberin vervierfacht bis zum nächsten Sommer die Spitzengeschwindigkeit im Internet und baut das TV-Angebot aus.
«Nächstes Jahr werden wir die 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) knacken», sagte Cablecom-Chef Rudolf Fischer am Dienstag vor Schweizer Medienvertretern in Amsterdam.
Denn der Bandbreitenbedarf steige ständig wegen Anwendungen wie Video auf Abruf, hochaufgelöstem Fernsehen (HDTV) oder dem immer beliebteren Herunterladen von Videos, TV- und Radiosendungen aus dem Internet.
Die Kabelnetzbetreiberin hatte im vergangenen Jahr beschlossen, ihr Netz aufzurüsten, nachdem massive Kritik auf sie eingeprasselt war, weil sie analoge Fernsehkanäle abgeschaltet hatte, um das digitale TV-Angebot auszubauen.
Bis Ende Dezember würden nun zwei Drittel des Kabelnetzes auf die höchste Bandbreite von 862 Megahertz (MHz) ausgebaut, verkündete Fischer am Sitz der Liberty Global-Tochter UPC, die Cablecom besitzt. Der Vollausbau des Netzes werde 2009 abgeschlossen.
Bislang läuft rund die Hälfte des Netzes auf 606 MHz, ein kleiner Teil gar erst auf 450 MHz. Dort haben Dutzende von analogen TV-Kanälen weniger Platz als in Netzen mit der höchsten Bandbreite von 862 MHz. Zu den Kosten des Netzausbaus wollte Fischer nichts Genaues sagen, es sei aber weniger als eine halbe Milliarde Franken.
TV auf Abruf
«Wir haben uns entschlossen, das ganze Netz auszubauen, um alles - vom analogen Fernsehen bis zum TV auf Abruf - anbieten zu können», sagte Fischer. Fernsehen auf Abruf ist neu in der Schweiz: Damit können die Kunden verpasste Sendungen des Schweizer Fernsehens bis zu einer Woche zurück jederzeit anschauen.
Ausserdem werde die grössere Kapazität dazu genutzt, Videos auf Abruf und superschnelles Internet mit Geschwindigkeiten von mindestens 100 Mbit/s anzubieten. Bislang können Privatkunden bei der Cablecom maximal mit 25 Mbit/s surfen.
Zum Vergleich: Konkurrentin Swisscom offeriert eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Mbit/s, während Orange auf dem Glasfasernetz des Elektrizitätswerkes der Stadt Zürich (EWZ) bis zu 50 Mbit/s bietet.
Ebenfalls in Zürich und weiteren Ballungszentren will Cablecom ihr neues Angebot Mitte nächstes Jahr kommerziell starten. Was der Spass den Endkunden kostet, ist laut Fischer noch nicht entschieden.
Schub durch neue Technik
Ermöglicht wird der Schub durch die neue Übertragungstechnik Docsis 3.0, welche die Cablecom etappenweise auf ihrem Netz einführt. Dadurch können im Kabel mehrere Kanäle gebündelt werden, was zu den höheren Bandbreiten führt.
Damit sei die Cablecom noch lange in der Lage, mit der Swisscom und den Elektrizitätswerken mitzuhalten, die Glasfasernetze bis in die Haushalte legen wollten.
Die Struktur des Netzes ermögliche, die lokalen Verteilerknoten aufzuspalten, wodurch weniger Kunden an einem solchen Knoten hängen würden. Der einzelne Kunde erhalte damit mehr Bandbreite, erklärte Fischer.
Punktuell werde die Cablecom aber ebenfalls Glasfasern bis in die Wohnungen legen. Eine Kooperation mit dem EWZ sei derzeit indes wenig interessant, weil das EWZ keine nackten Glasfasern bis in die Keller der Gebäude anbiete. Deshalb sei für Cablecom die Bandbreite zu klein. Das analoge TV könnte nur mit sehr teuren Zusatzentwicklungen übertragen werden.
Eine Kooperation mit der Swisscom beim Glasfasernetz sei «potentiell attraktiv», sagte Fischer. Die kommerziellen Bedingungen seien aber noch nicht bekannt.
(sda)