Pietätloser BlogFamilie Stöhlker auf dem PR-Glatteis
Kurz nachdem sich sein Sohn wegen eines Blog-Eintrags ein Verfahren eingehandelt hat, sorgt auch PR-Profi Klaus J. Stöhlker für Empörung. Dieser verteidigt sich: «Es ist Literatur!»

Nimmt kein Blatt vor den Mund: PR-Berater Klaus J. Stöhlker.
Kommunikationsberater Klaus J. Stöhlker war noch nie ein Mann der leisen Töne – spätestens seit seinem Vergleich zwischen dem damaligen Bundesrat Moritz Leuenberger und dem römischen Tyrannen Nero im Jahr 2003 ist er auch einem breiteren Publikum ein Begriff. Mit seiner jüngsten Äusserung auf der Webseite seiner PR-Agentur hat er sich keine neuen Freunde geschaffen: «Der traurige Vorfall vor zehn Jahren in Zug, wo 15 Menschen, darunter der Attentäter, den Tod gefunden haben, wurde zu Recht beweint. Nicht alle waren damals unglücklich. Mein guter Freund, der vor einer Kampfscheidung stand, verlor bei diesem Vorfall seine Frau. Dies erleichterte viel.»
Überlebende des Zuger Attentats zeigten sich im «Tages-Anzeiger» empört: «Welche Ungeheuerlichkeiten wird uns Stöhlker noch bescheren?», fragt der damalige Regierungsrat Hanspeter Uster. Nationalrat Jo Lang hat den Eindruck, dass da «jemand völlig von der Rolle scheint». Und der ehemalige Kantonsrat Michael Ebinger sagt: «Solche Worte sind nur blöd. Der Herr soll seinen Laden verkaufen, abtreten und sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen.»
Keine Distanzierung
Der PR-Profi selbst will sich auf Anfrage von 20 Minuten Online nicht von seinem Eintrag, der auch weiterhin auf der Seite publiziert ist, distanzieren: «Man muss den Blog als literarisches Tagebuch ansehen.» Und Literatur – Stöhlker wird nicht müde, thematische Vergleiche mit Werken von Molière bis Walser herzustellen – könne auch mal makaber sein. «Wer mich kennt, weiss, dass die Aussage nicht bösartig gemeint war. Aber man soll auch mal die Grautöne weglassen dürfen.»
Brisant: Klaus J. Stöhlkers Sohn Fidel – seines Zeichens Geschäftsführer der Stöhlker AG – hatte vor einem guten Monat auf dem gleichen Blog einen Eintrag veröffentlicht, der ihm ein Strafverfahren wegen Rassendiskriminierung eingebrockt hat. Er hatte Kosovaren pauschal als «Pack» und «niederes Volk» bezeichnet. Die Zürcher Staatsanwaltschaft wird ihn gemäss dem «Tages-Anzeiger» Ende Oktober einvernehmen.
«Keine einzige negative Reaktion von den Kunden»
Läuft das Geschäft so schlecht, dass man bei den Stöhlkers zum kommunikativen Zweihänder greifen muss, um Aufmerksamkeit zu erhalten? «Weit gefehlt», winkt Klaus J. ab, «dem Unternehmen geht es hervorragend. Von Kundenseite habe ich bis jetzt keine einzige negative Reaktion erhalten.» Wenn man ein Autorennen gewinnen wolle, müsse man manchmal auch in die Banden fahren. War der Eintrag also doch ein Fehler? «Nein, es war literarisch. Literatur kann kein Fehler sein», wiederholt sich der Unternehmensberater.
Anders sieht man dies beim Schweizerischen Public Relations Verband (SPRV). «Ich bin bestürzt, solche Aussagen von einem PR-Profi lesen zu müssen. Damit schadet er der ganzen Branche, die einem Ehrenkodex verpflichtet ist», sagt Präsidentin Regula Ruetz. Sie kann hinter dem Vorgehen auch keinen PR-Coup erkennen: «Kurzfristig erhalten die beiden vielleicht Aufmerksamkeit. Aber längerfristig wird dies ihnen schaden.» Bei aller Empörung von Seiten des PR-Verbandes – ausschliessen kann man Klaus J. Stöhlker nicht. Wegen ähnlicher Entgleisungen ist dies bereits in den 1980-Jahren geschehen.