Gewalt: Trainer und Schiris unter Beschuss

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Gewalt: Trainer und Schiris unter Beschuss

Gestern berichtete 20minuten.ch über einen Spielertrainer, der in der 3. Fussballiga nicht mehr gegen eine kurdische Mannschaft antreten lassen will. Sowohl Vereins- als auch Verbandspräsident sind empört.

Maurice Thiriet
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Maurice Thiriet

Nach einem hitzigen Spiel mit einer Tätlichkeit im Anschluss entschied der Spieler-Trainer des FC Amicitia Riehen, Stephan Vogt, nicht mehr gegen den kurdischen FC Ferad anzutreten. Und zwar mitsamt seiner Mannschaft. Er teilte diesen Entschluss per offenen Brief an den Fussballverband mit. Der Schiedsrichter der Drittliga-Partie, Roger Koweindl, stellte gar die Forderung auf, dass der FC Ferad sowie weitere über Gebühr aggressiv auftretende Mannschaften samt Verein aus dem Fussballverband und den Ligen ausgeschlossen werden sollten.

Verbandspräsident aufgebracht

Nun ist Feuer im Dach. Beim FC Amicitia und beim Nordwestschweizerischen Fussballverband (NSWFV). Dessen Präsident Roland Paolucci verurteilte gegenüber 20minuten.ch die Aktion von Vogt scharf. «Das war ein unkorrektes Verhalten seinerseits. In einem Rundmail zur Verteilung den Verband zu kritisieren und sich abschätzig über eine Mannschaft zu äussern, ist nicht richtig», sagt Paolucci. Insbesondere den Vorwurf, der Verband würde nichts gegen die Gewalt auf den Fussballplätzen unternehmen, weist Paolucci von sich. «Wir werden auch die Tätlichkeit des Ferad-Spielers vom Sonntag minutiös untersuchen und eine angemessene Strafe aussprechen. Bis jetzt haben wir noch bei jedem Fall rausgefunden, wer was genau gemacht hat. Das wird auch hier nicht anders sein», sagt Paolucci. Paolucci hat überdies vom FC Amicitia eine Stellungnahme zu den Äusserungen Vogts verlangt.

Präsident nimmt Trainer in Schutz

Amicitia-Präsident Peter Pitel nimmt seinen Spielertrainer in Schutz. «Er hat dieses Schreiben in der Nacht nach dem Spiel verfasst und war aufgebracht. Ich kann seine Äusserungen nachvollziehen, ein Teil der Spieler teilt seine Ansichten», sagt Pitel. Vogt habe jedoch als Privatperson gehandelt und vertrete nicht die Meinung des Vereins. «Gegen eine Mannschaft nicht anzutreten, kann nur der Vorstand entscheiden und es steht überhaupt nicht zur Disposition, dass Spiele gegen den FC Ferad forfait verloren gegeben werden», stellt Pitel klar. Man werde jedoch niemanden zwingen, gegen Ferad anzutreten. «Wenn Vogt oder andere Spieler aus Angst nicht gegen Ferad spielen wollen, verstehen wir das», sagt Pitel. Vogt selber hat von der Vereinsleitung ein Redeverbot auferlegt erhalten.

Integrationsbemühungen vs. Ausschluss

Kein Verständnis haben Pitel und Paolucci für die Forderungen des Schiedsrichters Koweindl. Gegenüber 20minuten.ch hat er wie Vogt gefordert, dass auffällig aggressive Mannschaften aus Verbänden und Ligen mitsamt Verein ausgeschlossen werden. «Sippenhaft ist ein zu einfacher Ansatz. Die Senioren des FC Ferad beispielsweise weisen für die laufende Saison keinen einzigen Strafpunkt auf. Wenn wir ganze Vereine ausschliessen, dann sind jahrelange Anstrengungen für deren Integration sinnlos gewesen», sagt Paolucci. Ausserdem könne ein Verein nur dann ausgeschlossen werden, wenn straf- oder verbandsrechtlich relevante Sachverhalte vorliegen. Der Verband setze auf Prävention und habe beispielsweise im Fall des FC Türkücü grosse Erfolge erzielt. Dieser hatte vergangenes Jahr einen Schiedsrichter spitalreif geprügelt.

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