«Problem mit Jugendgewalt ist hausgemacht»
Der Zürcher Strafrechtsprofessor Martin Killias ist nach eigenen Untersuchungen der Ansicht, dass das Problem der Schweiz mit Jugendgewalt hausgemacht ist. In Bosnien-Herzegowina etwa delinquierten Jugendliche weniger häufig als in der Schweiz.
Das sei eine Überraschung, sagte Killias in einem am Sonntag im Internet veröffentlichten Interview mit dem Online-Newsdienst «swissinfo». Jugendliche mit Migrationshintergrund wiesen in der Schweiz zwar höhere Raten bei Delikten auf, vor allem bei schweren Gewalttaten.
Doch der überraschende Befund aus Bosnien und einigen anderen Ländern zeige, dass das Verhalten der ausländischen Jugendlichen nicht mit deren Herkunft erklärt werden könne. Killias beruft sich auf eigene Untersuchungen im Ausland, die nach seinen Aussagen mit den Untersuchungen in der Schweiz vergleichbar sind.
Die These der «importierten Gewalt» vermag Killias deshalb nicht zu überzeugen. Die Probleme mit Jugendgewalt in der Schweiz seien hausgemacht, folgerte er aus seinen Untersuchungen. Eine Erklärung könne sein, dass ausländische Jugendliche in der Schweiz ihre Freizeit offenbar anders verbringen würden als im Heimatland.
Während Schweizer Kinder Sport trieben, Musik machten oder ein Hobby ausübten, sässen ausländische Kinder vermehrt vor dem Fernseher oder dem Computer. «So beginnen dann die Probleme.» (sda)